Wer etwas auf sich hält, druckt eine Gmail-Adresse auf seine Visitenkarte. Vor ein paar Wochen war dies noch Feine-Pinkel-Angeberei: Schaut mal, was ich hier habe, da kommt nicht jeder dran. Ätsch. Mittlerweile ist es einfach nur noch schick. Jeder will die Gmail-Adresse haben. Dementsprechend geht es zu wie am Ramschtisch im Sommerschlussverkauf.

Der neueste Straßenverkäufer ist Spiegel Online. Erst wurden 50 Einladungen verlost, dann folgten Tipps, wie man sonst noch an einen Gmail-Account gelangen kann. Das erinnert mich ein wenig an den Z3-Hype vor ein paar Jahren, als viele Besitzer des BMW-Roadsters enttäuscht feststellen mussten, dass sie mit diesem Modell nicht allein auf der Straße waren. Den Z3 sah man an jeder Ecke. Irgendwann ist auch GMail uncool.

Spiegel Online kürt den Google-Mailer zum besten „Webmail-Dienst auf dem Markt“. Sicher, das mag schon sein, aber unter den Blinden ist der einäugige bekanntlich König. Nutzen die ganzen Journalisten, Medienschaffenden und Internetprofis, die so eifrig mit Gmail-Einladungen handeln, tatsächlich nur einen Webmail-Dienst, um an ihre Mails zu gelangen?

Was ist mit IMAP? Fast alle Provider haben mittlerweile die POP3-Alternative in ihr Programm aufgenommen. Der Rechner zuhause, der Rechner im Büro, der Laptop und das Handy, auf allen Geräten läuft ein IMAP-fähiger Mail-Client. Wer setzt sich heute noch ins Internetcafé, wenn er unterwegs ist? Ich jedenfalls logge mich nur noch über Webmail in meinen Account ein, wenn ich ihn administrieren will.

Ich weiß, soviel Plattenplatz wie bei Gmail gibt es nirgendwo. Toller Vorteil. Wie wäre es mal mit aufräumen? Die zweimal ein Gigabyte, die ich mit zwei IMAP-Accounts habe, reichen mir vollkommen aus. Aber zum Glück gibt es ja auch den Gmail over IMAP hack. Sowas wiederum hat nicht jeder.