Content-Syndikation, da klingelt es den Ohren eines jeden Verlags-Geschäftsführers. Und wenn selbiger sich richtig anstellt auch in den Kassen des Verlages. Die einfachste Form der Zweitverwertung, zumindest für einen Print-Verlag: Bau eine Website und schmeiß alles drauf, was vorher schon durch die Druckerpresse lief.

Der Spiegel-Verlag macht das nicht so. Neenee, die wissen, was sie an Spiegel Online haben, immerhin die Nachrichten-Website Nummer eins in Deutschland. Und die PIs lassen sich schließlich auch so gut vermarkten. Und mit dem Erfolg, kam auch ein eigener Stil. Oder umgekehrt: erst der eigene Stil, dann der Erfolg. Ist ja auch nicht so wichtig.

Doch manchmal passiert folgendes: Aha, denke ich, nette Überschrift, aber dann sehe ich das Logo der Printausgabe rechts oben über dem Artikel. Der Text hat dann wohl schon am Montag am Kiosk gelegen. Und wurde für die entsprechende Zielgruppe frustrierter 68er-Lehrer in Leder-Joppe geschrieben. Nein, danke.

So ist es mir heute mit der „Jagd auf die Gepardenforelle“ ergangen. Jeder weiß, dass dies eine Aktion der c’t ist. Die Hälfte davon weiß immerhin noch, dass in der c’t am Wochenende kein Bericht über die Gepardenforelle stand. Hat das Netzwelt-Ressort von Spiegel Online neue Zahlen? Also hat es Klick gemacht.

Dann sah ich das Spiegel-Logo und habe trotzdem weitergelesen. Im zwanzigsten Absatz wird die Hommingberger Gepardenforelle zum ersten Mal erwähnt. Davor kam nur das übliche Präprä über Google, Gates und Börsengeld. Damit Papi sonntags bei Tisch einwerfen kann: „Habe ich letztens was drüber gelesen“. Oder Lederjoppen-Man seinen Schülern Fotokopien mit den Worten aushändigen kann: „Denkt immer dran: Ein gutes Abitur öffnet euch alle Türen.“

Was ist denn los? Sind bei Spiegel Online alle im Urlaub? Dass in anderen Ressorts aufgewärmte Spiegel-Artikel erscheinen, kennt man ja. Aber im Netzwelt-Ressort? Ich hoffe, das bessert sich zum Herbst wieder.