Leser, die einen Telepolis-Artikel zu Gesicht bekommen, haben praktisch keine Möglichkeit, seinen Wahrheitsgehalt zu prüfen, und müssen mit Übergriffen bis hin zur (leichten) Gehirnwäsche rechnen

Was für ein Lead! Damit ist doch alles gesagt, oder? Eine leichte Paranoia ist der Telepolis-Redaktion bekanntlich nicht abzusprechen. Muss man aber ein Lead gleich so überspitzen, dass man als Leser mit einer noch weiter gesteigerten Paranoia nur zum Schluss kommen kann, die USA sei faschistoid? Im Artikel Vorsicht bei Zwischenlandung in den USA heißt es: „Ausländer, die auf internationalen Flügen in den USA umsteigen müssen, haben praktisch keine Rechte und müssen mit Übergriffen bis hin zur (leichten) Folter rechnen“. Mit anderen Worten: Die können mit euch machen, was sie wollen. Oder?

Telepolis-Logo
Quelle: Telepolis

Florian Rötzer hat sicherlich nicht sein Handwerk vergessen. Der Artikel ist in Ordnung, die Überschrift auch. Hier ging es wohl darum, den Leser zum Klick zu bewegen, denn das Lead taucht auf der Startseite von Telepolis auch als Teaser auf. Man erlag in Hannover wohl einfach nur dem Charme der Aufmerksamkeitsökonomie. Politische Haltung darf sich durchaus auch in der Themenwahl und in pointierten Texten wiederfinden, doch hier wird suggeriert, dass Fluggäste einer Willkür ausgesetzt seien. Solche Einzelfälle hat es durchaus gegeben, darüber muss auch berichtet werden, doch schließt Rötzer hier unzulässig auf eine generelle Haltung.

Ich bin kein Freund von Bush und seiner Politik. Ich sehe auch, dass in den USA ein gesellschaftlicher Wandel stattfindet, der den Rechtsstaat aushöhlen kann. Wenn Telepolis mit dieser Botschaft die Leute aber erreichen will, muss sachlicher argumentiert werden. Mit solchen Schreiereien wird nur das eigene Klientel bedient. Zu viele Menschen fliegen aber regelmäßig in die USA, ohne dass sie in der Folterkammer landen. Sie werden Rötzers Lead als bloßes Geschwätz abtun. Zurecht.