Die ganzen Dementis haben nichts genützt. Nach Anke Engelke hat Sat1 wieder einmal eine junge Frau geschasst. Der Talk der Woche mit Bettina Rust wurde abgesetzt. Anscheinend lässt sich in diesem Land nur mit Angela Merkel und Sabine Christiansen Quote machen. Letztere standen zwar auch unter Dauerkritik (stehen sie immer noch), sie haben sich aber durchgesetzt.

Das Ende des Talk der Woche war abzusehen. Mit Bettina Rust möchte Vati zwar (wie auch mit Anke Engelke) am liebsten ein Schäferstündchen verbringen, in der direkten Konfrontation aber spürt er: Der bin ich nicht gewachsen, lieber schnell wegzappen. Da hilft auch die schützende Passivität vor dem Fernseher nichts. Feminin und redegewaltig ist ihm zu viel. Das bringt keine Quote. Leider. Wenn Cordula Stratmann besser aussehen und Interviews führen würde, ginge es ihr nicht anders.

Sicher, Bettina Rust bietet genug, woran man sich auch richtig stören kann. Den Kiekser hier, den vorschnellen Unterbrecher dort. Aber mal ehrlich, ich habe kein Bock auf aalglatte Typen. Ich zappe bei Ulrich Meyer weg (der übrigens auch für den Talk der Woche gecastet wurde). Aber von Sendung zu Sendung wurde Bettina Rust sicherer. Ich habe zwar nicht pünktlich zum Beginn der Talkshow eingeschaltet, blieb aber hängen, wenn mich der Daumen auf der Fernbedienung zufällig dorthin geführt hat. Fast jeden Sonntag.

Es ist mal wieder typisch. Jetzt wird über die Moderatorin diskutiert. Wie sieht es aber mit der Redaktion aus? Und mit dem Sender? Während die ersten beiden Sendungen noch mit hervorragenden Gästen aufwarten konnten, war die Auswahl in den Wochen darauf teilweise katastrophal. Jürgen von der Lippe einzuladen, ist für die Quote genauso erfolgreich, als würde ein Läufer sich ins Bein schießen. Man hätte länger damit warten sollen, die Hanseln vom eigenen Sender zu Promotionszwecken vor die Kamera zu schleifen.

Ich erinnere mich, dass Sandra Maischberger von ihrem öffentlich-rechtlichen Sender vor allem Zeit erhalten hat, um ihr ‚Format‘ zu finden. Denn dort waren die Quoten am Anfang ebenfalls ziemlich mau. Bei Anke Engelke seinerzeit gab es eine Kurskorrektur (Hose statt Rock, bloß kein Bein zeigen), erst dann kam das Aus. Bettina Rusts Beine sah man allerdings nur selten (aber man sah sie). Entsprechend schnell ging alles zu Ende.

Ich hatte immer den Eindruck, dass Bettina Rust vom Sender in ein bestehendes Konzept gedrückt wurde. Besser wäre es gewesen, die Sendung um die Moderatorin herum aufzubauen. (Gleicher Fehler übrigens bei Anke Engelke.) Es wurden zu viele Themen in zu kurzer Zeit durchgepeitscht. Mit mehr Zeit hätte Bettina Rust auch weniger Moderatorin und mehr Gesprächsteilnehmerin sein können. Und zwar ohne, dass auf schnelle Wortwechsel hätte verzichtet werden müssen. Das Politikergeschwafel von Christansen hatte es ja gerade nicht sein sollen.

Was spricht eigentlich gegen einen anderen Sendeplatz für Bettina Rust und den Talk der Woche? Mit einem (der Masse) unbekanntem Gesicht gegen die Platzhirschkuh anzutreten, konnte nur schief gehen. Hier liegt wohl der Grundfehler des Senders. Die Dritten haben eine sehr elegante Lösung gefunden, sie haben den Freitagabend für ihre Talkshows etabliert – ohne große Konkurrenz und lange bevor Sabine Christiansen die Tagesthemen verlesen durfte.