Das Mädchen von Seite 3 ist eine britische Erfindung. Und ohne die Seite 3 der Sun hätte es Samantha Fox sicherlich nicht einmal ins nächste Tonstudio geschafft, geschweige denn in die Hitparaden. In Deutschland gibt man sich weniger schamhaft, dort brüstet sich das „Girl von Seite 1“, klar, auf der BILD-Titelseite. Und im Schaufenster von C&A. Im Internet ist es nicht anders. Nicht nur bei bild.de, auch beim DSL-Provider für den mentalen Sparkassenvertreter, T-Online, haben die Erotikbildchen ihren festen Platz auf der Startseite. Ebenso bei den Unterschichten-Websites RTL.de und Sat1.de. Einziger Fels in der Brandung und Hort des seriösen Journalismus ist Spiegel Online. Meint man.

Dort findet man heute: „Heidi Klum: Der harte Weg zur Engelsfigur“. Ein Lead, zwei Absätze und eine Fotostrecke mit 12 Bildern. Gestern stand dort noch: „Dessous-Show: Heidi Klum wieder auf dem Laufsteg“. Ein ähnlich karges Textangebot, aufgewogen durch die üppige Fotostrecke. Einige Tage zuvor war es Monica Bellucci, deren Fotostrecke (10 Bilder) den Titel trug: „Der Traum, mal eine Prostituierte zu spielen“. Auch der SpOn-Leser hat so seine Bedürfnisse. Nur dass diese im Ressort Panorama befriedigt werden. Das Vermischte steht bei Spiegel Online allerdings nicht wie bei den meisten Tageszeitungen auf der letzten oder vorletzten Seite, sondern ziemlich weit oben – nach den Aufmachern, aber noch vor dem Ressort Politik. Die wissen schon warum.