Wer entscheidet eigentlich, welches Motiv der Kampagne „Du bist Deutschland“ in welcher Zeitschrift erscheint? Ich habe nämlich die leise Ahnung, da steckt eine Absicht dahinter. „Du bist Otto Lilienthal“ heißt es in der aktuellen connect (Gruner + Jahr). Jawoll, Technik! Das passt doch. Irgendwie. Zumindest stört es nicht. Aber was ich da in der aktuellen freundin erblicke, lässt mich dann doch am gesunden Menschenverstand zweifeln: „Du bist Beate Uhse“. Wie bitte? Was ist das denn für eine Botschaft? Frauen dieses Landes, eröffnet einen Pornoversand? Und das in einer Frauenzeitschrift. Auf dass die Kampagne auch wirklich null Wirkung habe.

Und wenn ich es mir so recht überlege, bringt auch das Otto-Lilienthal-Motiv in der connect nichts. Wer sich diese am Bahnhofskiosk kauft, möchte demnächst ein krass-endgeiles Handy kaufen, aber nicht Ingenieur werden. „Du bist Til Schweiger“ wäre an dieser Stelle wohl wirkungsvoller gewesen. Im Hubert-Burda-Media-Produkt freundin hätte ich stattdessen „Du bist Aenne Burda“ erwartet. Nicht nur weil es verwandtschaftlich naheliegend ist, sondern auch weil es passt: Sie ist die erfolgreiche Unternehmerin, die zur braven freundin-Zielgruppe passt. Ich werde mich jedenfalls nicht mehr wundern, wenn in der nächsten Brigitte das Motiv „Du bist Gina Wild“ erscheint.

Jetzt das Rad ein wenig weitergedreht: Welches Motiv passt denn in den Playboy? „Du bist Michel Friedman“? Oder in anonymisierter Form: „Du bist Puffgänger“? Dannn würde dieser grausamen Kampagne endlich das Pseudo-Elitäre genommen werden.