Die „Bahn storniert Anzeigen bei ‚Capital'“ heißt es auf Spiegel Online. Die Mediachefin der Bahn habe die Anzeigenabteilgung der „Capital“ angerufen und alle Anzeigen storniert. Woran mich das wohl erinnert? – Vor Urzeiten (wann und wo spielt keine Rolle) bekam ich einen Anruf von einer Pressestelle, zu der wir einen guten Kontakt hatten. „Der Marketingchef stand gerade vor meinem Schreibtisch. Er hat sein Büro im Flur direkt gegenüber. Und er ist gar nicht glücklich über eure Meldung. Er möchte eigentlich bei euch nicht mehr buchen und hat mich gefragt, was man da tun kann. Besteht vielleicht die Möglichkeit, dass ihr eure Meldung ein wenig entschärft?“

Das ist natürlich etwas anderes, als der Capital gerade widerfahren ist. Was gedruckt wurde und am Kiosk liegt, kann nicht mehr geändert werden. Da muss zwangsläufig die Sanktion folgen. Oder der Wiedergutmach-Artikel in der folgenden Ausgabe. Pfui Deibel. Wenn etwas online erscheint, ist dies anders. Je schneller die Pressestelle reagiert, desto weniger Leser haben die unliebsame Kritik zu Augen bekommen. Und der Chefredakteur sitzt nun in der Zwickmühle. Hart bleiben und einen wichtigen Werbekunden verlieren? Oder das journalistische Selbstverständnis ein wenig zurechtbiegen und sich für eine alternative, aber durchaus vertretbare Version entscheiden?

Gerade die kleinen Onlinemagazine werden da schnell schwach. Zumal der Geschäftsführer dem Chefredakteur noch näher auf der Pelle hockt, als der Marketingchef im obigen Beispiel der Pressestelle. Die „Capital“ wird es überleben, auf die Anzeigen der Bahn verzichen zu müssen. Auch wenn es schmerzt. Kleine Onlinemagazine können sich das oft nicht leisten. Leider.