Eigentlich verbindet mich mit Spiegel Online eine innige Liebe. Die kleinen Kriteleien am Rande sind bloß ein Ausdruck meiner bedingungslosen Zuneigung. „Schatz, du hast schon wieder nicht die Zahnpastatube richtig zugeschraubt!“ Würde ich sonst Spiegel Online stündlich lesen? Früher habe ich regelmäßig n-tv.de besucht, als die dort noch ein Vier- und kein Fünf-Spalten-Layout hatten. War aber auch nicht schön. Und sueddeutsche.de öffne ich alle Vierteljahr einmal, um dann festzustellen: Huch, die Website wird ja von Zeitungsleuten gemacht. Bleiwüstendesign. Schüttel.

Spiegel Online liebe ich vor allem der Kleinigkeiten wegen, der Liebe zum Detail. Als ich mich heute morgen durch die Artikel klickte, fiel mir wieder etwas auf: Die Werbung im Text hat ein Kuhgatter bekommen. Sauber abgetrennt vom Text ist nun das Rectangle, wie die Werbeform offiziell heißt, durch eine fein gestrichelte Linie ober- und unterhalb. Das Auge erkennt sofort: Hier wurde etwas eingefügt, das nicht unbedingt dazugehört. Bei onlinekosten.de haben wir diese Werbung früher auch ContentAd genannt. Weil sie im redaktionellen Content eingebettet sein soll. Das ist bei Spon nun nicht mehr der Fall.

Spiegel Online hat sich schon lange nicht mehr an einem großen Redesign versucht. Warum auch? Die Seite ist mehr oder weniger in sich stimmig. Gespielt wird eher mit kleinen Veränderungen – und zwar permanent. Das neue Gatter für die Werbung ist auch so eine Spielerei. Es kann gut sein, dass es morgen schon wieder weg ist oder von Besuchern mit AOL-IP-Adressen erst gar nicht gesehen wurde. Ich gehe mal stark davon aus, dass Spiegel Online misst, ob die Veränderungen Erfolg haben oder nicht.

Ich glaube ja nicht, dass die Abtrennung der Werbung dem Leserinteresse dient. Vielleicht wird sie dadurch besser geklickt. Wer allerdings generell Websites so liest, dass die Werbung vom Auge automatisch ausgeblendet wird, findet so schneller die Ankerpunkte für’s An- und Abschalten des Werbeüberspingmodus. Ich finde es praktisch.

Auch eine Neuerung, die irgendwann Anfang des Jahres eingeführt wurde, ist das Breitformatbild. Bilder werden – in Einzelfällen – nicht mehr als kleines Kästchen eingebunden, um das der Text herumfließt, sondern füllen die gesamte Artikelbreite aus. Macht Netzausfall ja auch so. Früher habe ich allerdings immer darauf bestanden, dass Bilder zentriert werden, damit das Auge auf den ersten Blick erkennt, wo der Text weitergeht. Ich bin gespannt, auf welches Format sich Spiegel Online letztlich festlegen wird.

Das bisschen Warten erspart einem dann auch die Kosten für eine eigene Eyetracking-Studie. Gut kopiert, ist schließlich halb gewonnen. Oder auch nicht, denn das ist ebenfalls ein Grund, weshalb ich andere Nachrichten-Websites nicht mag: Die meisten sehen nach schlecht gemachten Spon-Kopien aus.