Pressemitteilungen zu lesen, macht auf eine gewisse Art betriebsblind. Diese sind oft mit Wirtschaftszahlen gespickt, wenn nicht sogar vollgestopft. Solange sich für den (potentiellen) Kunden nichts ändert, interessiert ihn aber eigentlich nur: Wird’s billiger oder teurer? Doch ins Journalistenhirn brennt sich langsam ein, dass Telefònica den Mobilfunker O2 übernommen hat und dass Vodafone seine Tochter Arcor nun doch nicht verkaufen will. Nachts träumt er dann von tollen Konvergenzprodukten, der einmaligen Verbindung von DSL und Mobilfunk. Fertig ist die Geschichte für den nächsten Tag.
Ganz so einfach ist es natürlich nicht, das Geld wird schließlich mit dem Kunden verdient. Und zu diesem Zweck hört sich Vodafone mal im Volk um, was denn so ein akzeptiertes Konvergenzangebot sein könnte. Per Meinungsumfrage. Der ausgeschlafene Journalist dagegen sitzt mittlerweile an seinem Arbeitsplatz und sinniert darüber, wie so ein Konvergenzprodukt aussehen könnte. Ganz klar: Zwei völlig unterschiedliche Produkte, so richtig konvergieren will da nichts – außer vielleicht die Rechnung. Das ist es! Kundenbindung und geringere Servicekosten. Genial!
Was hat Vodafone denn nun im Angebot der Meinungsumfrage? DSL-Anschluss mit Flatrate, Handy-Homezone und irgend so ein Vodafone-DJ-Gerödel, das eh keiner braucht oder nutzt. Für 39,95 Euro. Etwas billiger, 34,95 Euro, ist der DSL-Anschluss mit Flatrate und Gerödel, aber ohne Handy-Homezone. Ist dort der Telefonanschluss schon mit eingerechnet? Steht dort nicht explizit, wäre aber logisch. Immerhin realisiert Vodafone seinen DSL-Anschluss über Arcor, und die benötigen keinen extra Telefonanschluss der T-Com.
Das Angebot ist definitiv nicht besser als mein jetziger DSL-Anschluss, auch wenn dort gerade Voice-over-IP Mucken macht. Aber das ist auch schon der Unterschied! Wenn ich momentan telefonieren kann, zahle ich nur einen Cent pro Minute. Vodafone möchte in seiner Homezone (nennen die nicht so, aber: Wer hat’s erfunden?) vier Cent pro Minute. Die Festnetzflatrate wird allerdings ähnlich teuer sein.
Aber mal abgesehen vom Preis, was ist denn komfortabler? Meine jetztige Lösung, bei der ich drei Rufnummern auf einen Telefonapparat geschaltet habe? Und mit einem Klick kann ich den privaten oder den dienstlichen abklemmen und auf die Mailbox umlegen, oder an anderen DSL-Anschlüssen über ein Softphone auf meinem Laptop nutzen. Oder die Mobilfunklösung, bei der man VoIP gar nicht mehr nutzt, auch sein Festnezttelefon nicht, sondern nur noch mit dem Handy telefoniert? Ein Gerät für alles? Freenet hatte mal einen guten Ansatz, ist aber leider nichts draus geworden.
Wer sagt nun dem Kunden, wo der Unterschied bei den ganzen 35-Euro-plus/minus-fünf-Angeboten ist? Vodafone wird dies sicherlich nicht tun! So richtig konvergent ist das nämlich nicht, wenn der Kunde zwischen Voice-over-IP und dem All-in-one-Gerät wählen muss, beides zusammen geht nicht. Oder ist zumindest nicht gewollt.