What you see is what you get – So wie die Website aussieht, ist dann auch das CMS? Fiete Stegers berichtet auf onlinejournalismus.de von seinem Besuch im Heise-Verlag. „… überrascht auch niemanden mehr, wie bei Heise.de die Inhalte auf die Website kommen – mit einer Art rudimentärem CMS“. Einen WYSIWYG-Editor gibt es dort keinen. Schade, dass er keine Screenshots machen bzw. online stellen konnte.

Bevor es an den Bildschirm ging, wurde er aber mit seiner Studentengruppe durch die Redaktion geführt. Wenig überraschend, bei Heise wird die technische Diversität gepflegt. PC oder Mac, Windows oder Linux, man kennt diese Diskussion hinlänglich aus Heft und Forum. Etwas überrascht war ich, dass der Redakteur auch bei der Software die Entscheidungsfreiheit hat. Eigentlich habe ich mit einer Updateritis gerechnet und einem zwanghaften Sicherheitswahn auf Seiten des Verlages als Herr über das Firmennetz.

Aber nun zum CMS. Dass dieses selbstgestrickt ist, wunderten niemanden, der sich die Websites unter Designaspekten anschaut. Unter vielen Techies herrscht eben die Das-kann-ich-aber-besser-Attitüde. Dumm nur, dass diese eng mit Das-mache-ich-ganz-alleine verwandt ist. Doch wo heise.de ‚old fashioned‘ rüberkommt, kann die puristische Variante für ein CMS die bessere Wahl sein. Ich habe bis heute nicht verstanden, wozu ein Redakteur einen WYSIWYG-Editor braucht? Im Wesentlichen liefert er doch nur Text ab. Ohne Format versteht sich.

Ich denke auch, dass man einem Redakteur abverlangen kann, sein „<a href“ per Hand zu tippen. Sicher, man könnte durch eine Eingabemaske für Links Fehler minimieren. Die richige Linkeinbindung scheitert aber oft an der Bequemlichkeit des Redakteurs. Weil er zu faul ist, das bisschen HTML zu lernen. Oder weil er nicht sorgfältig genug arbeitet und den Text vor der Abgabe und nach dem Onlinestellen nicht nochmal in Ruhe durchgeht. Der veröffentlichte Fauxpas wird nicht durch das CMS verhindert, sondern durch die Gestaltung der redaktionsinternen Abläufe. Heise macht hier meiner Meinung nach einen vorzüglichen Job (kann natürlich nur das Ergebnis beurteilen). Bei der Sponschen Vier-Augen-Prüfung scheinen dagegen des öfteren die Hühneraugen mitzuzählen.

Wer schon einmal einen Artikel verloren hat, weil das CMS nicht reagierte, weiß, dass es besser ist, den Text lokal zu speichern als auf dem Server, auch wenn dieser nur ein paar Meter weiter in der Redaktion steht. Und einen Text ein zweites Mal schreiben zu müssen, macht ihn in den wenigsten Fällen besser.

Im Editor zu schreiben, hat sogar noch mehr Vorteile. Ich kann mir das Editorfenster auf die Größe ziehen, wie auch der Text hinterher erscheinen wird (okay, das können Heise-Redakteure schon mal gleich vergessen), und dieses dann über das Fenster legen, das meine Quelle enthält. Eine Pressemitteilung oder für alle Abschreiber meinetwegen auch eine Heise-News. Das geht mit den oft statischen CMS nicht.