Alle mal zusammenrücken! Mal mehr, mal weniger prekär ist die Situation hinter der oftmals gehörten Bloggerhoffnung, mit dem Geschreibsel ein wenig Geld zu verdienen. Heute morgen erst wieder hier in einem Kommentar gelesen. Das geht aber nicht gegen dich, Jürgen (nicht falsch verstehen). So oft habe ich das schon woanders gehört oder gelesen. Wer hätte denn etwas gegen Träume vorzubringen? Träume sind gut! Ich träume zweimal die Woche vom Lottogewinn. Äh, ich träume eigentlich ständig davon. Am besten gleich zweimal die Woche zu gewinnen. Oder so.
Blogge, weil du Spaß daran hast, nicht weil du Geld damit verdienen willst! Dieser Rat wird normalerweise aus einem anderen Grund gegeben. Es liest sich einfach besser, was mit Leidenschaft geschrieben wurde. Und nicht aus einem Ich-muss-unbedingt-damit-Geld-verdienen-ächz-Grund. Aber das Argument dahinter ist dasselbe.
Man verdient kein Geld durchs Bloggen. Man verdient Geld, indem man Werbeplätze generiert. Darauf wollte ich letztens schon bei meinem Netzaufall über Adical hinaus, habe aber die Kurve nicht so richtig gekriegt. Wenn Blogs mit großer Reichweite sich um Werbung bemühen, okay. Kleine Blogs können es sich aber gleich ganz abschminken, Kohle damit zu machen. Allerdings wird auch Adical kleine Brötchen backen. Viel mehr als die bisherigen Einnahmen aus Google Ads wird wohl nicht dabei herauskommen. Aber das hatte ich bereits gesagt.
Und was bringt nun Geld? Einen Text zu produzieren, hat einen gewissen Wert. Als Freier hat man so seinen Satz (oder akzeptiert, was vorgegeben wird). Als kleiner Onlineverlag stellst du einen Journalismus-Studenten ein, gibst ihm einem mäßigen Stundenlohn und verlegst dich aufs Vermarkten. Letztlich steht dann da eine Zahl, ob ein veröffentlichter Text zehn, zwanzig, vierzig oder hundert Euro wert ist. Das sind erst einmal Fixkosten, die wieder eingespielt werden wollen – egal über welches Thema man schreibt, egal ob es sich gut oder weniger gut liest.
Ein Text wird dann profitabel, wenn er häufig geklickt wird. Da gibt es auf den ersten Blick auch erst einmal keine Obergrenze. Refinanzieren kann sich nur, wer oft gelesen wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein Blog oder um eine Onlineredaktion handelt. Auf diese Weise kann ein Blogger seine Bloggerei finanzieren. Aber umgekehrt gilt auch: Wenn der kleine Onlineverlag nicht genug Page Impressions erwirtschaftet oder niemand Werbung bucht, geht er vor die Hunde. Das haben wir einige Male beim Platzen der New-Economy-Blase 1.0 gesehen.
Erst träumen, dann klagen? Nee. Wie es gut funktionieren kann, konnte man gerade erst beim elektrischen Reporter sehen. Christoph vom Bildblog steckt seine „volle, halb volle“ Zeit da rein (3:10). Das Boggen scheint ihn zu finanzieren (3:30). Zumindest halb, oder so (4:05). Ein Glück, das nur wenige Blogger haben. In diesem Fall hat es aber auch seinen Grund. Das Bildblog arbeitet nicht wie ein Blog, sondern wie eine Redaktion (5:05). Aber dennoch versucht Stefan die ganze Zeit den Eindruck zu erwecken, als würde man nicht strategisch vorgehen (7:50) (8:30) und (13:20). Warum eigentlich nicht?
Die beiden beackern natürlich ein Goldgrubenthema. Sie haben als Journalisten einen Namen und waren sehr schnell vernetzt. Aber ein Grund für den Erfolg ist sicherlich auch die Arbeit in der Gruppe. Ich habe mich bereits letztens für gemeinschaftliche Blogs erwärmt. Ich glaube, wenn sich vier, fünf Blogger, die gut schreiben und dasselbe Thema bearbeiten, zusammen täten und nach redaktionellen Maßstäben arbeiten würden, würden sie auch mehr schaffen als nur die Summe der einzelnen … ihr wisst schon. Aus einem gemeinschaftlichen Blog könnte bald ein kleines Onlinemagazin wachsen.
Nee, ich träume hier nicht von einer Zukunft für Netzaufall. Medien machen ja alle. Das Thema könnte vielleicht etwas spezifischer sein. Zum Beispiel Bücher. Die Gemeinschaftsblogger schrieben über die Bücher, die sie selbst gelesen haben. Dazu gesellt sich eine Shoutbox mit Links zu Rezensionen auf anderen Seiten (Blogs wie auch Kulturressorts der großen Newsportale). Einer im Team müsste denn den Techie machen und eine prima Suchfunkion bauen. Und einen Amazonshop einbinden. Das Ganze so smart, dass zu jedem Text auch gleich die Kaufoption erscheint. Bei Erfolg beim Leser käme dann auch die Werbung. Und für die Blogger gäbe es endlich etwas weicheres Brot zu beißen. Wer träumt nicht davon? Plan B: Im Lotto gewinnen.