Offensichtlich lässt mich das Thema Spiegel Online immer noch nicht los. Jürgen, der Leidartikler, fragte in einem Kommentar nach meinen Spon-Alternativen. Seinerzeit habe ich mir ebenfalls überlegt, hier eine Serie über die Spon-Alternativen zu schreiben, als Anfang dessen habe ich mir sueddeutsche.de nach dem Redesign angeschaut, aber darum ging es gar nicht. Ich habe Spiegel Online nicht einfach nur durch ein andere Newsquelle ersetzt, ich habe meine Newsaufnahme generell umgestellt.

Ich habe damals nicht einfach so aufgehört, Spiegel Online zu lesen. Stattdessen begann ich, News nur noch über den Feedreader an mich heranzulassen. Es gab dann zwar immer noch Tage, in denen ich den Feedreader im 15-Minuten-Rhythmus nach neuem Lesestoff befragte. Aber wenn dieser leer war… Dagegen findet sich auf Spiegel Online immer noch irgendwo ein Artikel der Sorte Vermischtes oder eine Bildergalerie, die sich in der Hoffnung anklicken lässt, man bekäme etwas Gescheites zu Gesicht.

Nach dieser Umstellung hatte ich zwar immer noch zwei Spon-Ressorts via RSS abonniert, aber ich merkte schnell, dass Spon auch die ’seriösen‘ Ressorts mit einer Menge unwichtigen Meldungen auffüllt. Diese brachten dann zwar Spiegel Online ein Page Impression, mir aber keine Befriedigung. Schließlich fand ich heraus, dass die Spon-Alternativen sich zwar nur schwer navigieren ließen (siehe oben das Beispiel sueddeutsche.de), dann aber doch ganz akzeptable Feeds anboten.

Es reicht aber nicht, anders an Newsmeldungen herangeführt zu werden, vielmehr liegt es an der eigenen Erwartungshaltung, mit der man News konsumiert. Einige Autoren beschreiben dies als oder fordern eine „information diet“. Brian Oberkirch schrieb vor ein paar Tagen über „trimming the attention sails„. Bereits sein erster Satz ist das Programm: „You are what you pay attention to.“

Anstatt sich über Spiegel Online aufzuregen (was ich hier unter Spon und Spott ausgiebig getan habe und auch gelegentlich fortsetzen werde), sollte man sich fragen, weshalb man auf die Boulevard-Geschichten und Bildergalerien immer wieder hineinfällt. Um sich dann auch noch hinterher darüber aufzuregen. Ich habe nie verstanden, warum sich so viele an der Bild oder diversem TV-Trash abarbeiten. Als ich zur Schule ging, kursierten Wallraffs Bücher über die Bild. Danach war alles klar. Ich habe bis heute ein einziges Mal Geld für eine Bildzeitung gezahlt, weil mein damaliger Arbeitgeber erwähnt wurde. Mich interessiert der Dreck einfach nicht.

Ich finde die Sponschen Nachrichten auch gar nicht so schlecht. Immerhin bin ich mit dem Paderborner Westfälischen Volksblatt aufgewachsen. Mich stört einfach das Boulevard-Geranke drumherum. Das tauchte ständig vor meinen Augen auf, aufdringlich wie Zeugen Jehovas im Treppenhaus.

Die Spon-Feeds waren mir immer noch zu viel. So viel brauche ich gar nicht. Einen Fernseher besitze ich nicht. Seit 15 Jahren lese ich jede Woche ausgiebigst die gedruckte Zeit. Momentan habe ich, um meinen Bedarf allgemeiner Nachrichten zu decken, nur die Zeit-online-Feeds Deutschland, Wirtschaft und Feuilleton abonniert. Radionachrichten höre ich nur selten. Das war es eigentlich auch schon.