Wer schon einmal in einem Webprojekt gearbeitet hat, kennt die allgegenwärtige Diskussion: Wie zeigt man möglichst viele Werbebanner an? – Früher wurde diskutiert, ob man Bilder und Foren in das Layout der Seite quetscht, nur damit der Werbebanner zu sehen ist. Heutzutage heißt das Problem Ajax. Obwohl. Ajax ist, das weiß doch jedes Kind, die Lösung für alles. Das eigentliche Problem ist die Fixierung auf das Sammeln von Page Impressions. Wie Golem berichtet, gibt es da jetzt was Neues.

Statt der einzelnen Seitenaufrufe (oder in Ergänzung dazu), soll nun gemessen werden, wie lange sich ein Leser auf einer Website aufhält. „Total Minutes“ heißt das dann im Marektingsprech. Hört sich erst einmal gut an. Aber was ist wirklich dran?

Golem bringt ein schönes Beispiel: „MySpace und YouTube haben gemessen an ihren Page-Impressions ein Verhältnis von 3,6, doch YouTube-Nutzer verbringen deutlich mehr Zeit auf den Seiten. Das Verhältnis in Minuten zwischen den beiden Seiten liegt bei 10,4 zu 1.“ Das hört sich nach einer groben Ungerechtigkeit an. Aber es glaubt doch niemand, dass überall auf diesen beiden Websites und dann auch noch für jeden Kunden der gleiche Tausender-Kontakt-Preis (TKP) gilt.

Zu New-Economy-Zeiten waren sicherlich einige Agenturen so doof und haben alles bezahlt, was man ihnen untergeschoben hat. Mittlerweile wissen die aber sehr gut, welche Werbeform an welcher Stelle gut läuft und welche nicht. Was eine schleche Klickrate hat (warum redet eigentlich niemand von Klickraten?), wird dann mal einen Monat lang nicht gebucht. Oder nur mit einem kleineren Kontigent. Oder nur in einem Teilbereich. Oder zu einem niedrigeren TKP.

Wer eine Seite hat, über die ganz viele Leute ganz schnell drüberrutschen, dann lässt sich die nur zu einem schlechten TKP vermarkten. Aber Kleinvieh macht schließlich auch Mist. Sind die Page Impressions nur hoch genug, wird man auch auf diese Weise reich.

Gut, die „Total Minutes“ zu analysieren ist sicherlich nicht verkehrt, sie werden die Page Impressions aber auch nicht ablösen (was Nielsen-Netratings auch gar nicht vorhat). Hier wird wohl einfach nur viel Agenturwind um die eigene Dienstleistung gemacht. Das ganze Messen und Strecken im IVW-Umfeld macht nur Sinn, wenn auch wirklich Substanz dahintersteckt. Wie ist denn da das Verhältnis von MySpace und YouTube?