Ich bin noch nicht durch mit Spiegel Online. Offensichtlich. Ertappt habe ich mich dabei, wie ich in letzter Zeit des öfteren wieder dort vorbeisurfe. Sogar überlegt habe ich mir, aber nur ganz kurz, ob ich Spon wieder in meine Bookmarks aufnehmen soll. Ich schaue mich dort mit einer Gelassenheit um, die jedem Newskunkie den Entzugsschweiß auf die Stirn treiben würde. Aber warum eigentlich?

Früher habe ich dort Nachrichten gesucht. Die gab es auch reichlich und mehr oder weniger gut, meine Neugier wurde immer gestillt. Dennoch wurde und wird immer wieder aufs Neue das Haus mit wenig Backsteinen und stattdessen mit viel Mörtel gebaut. Heute komme ich des Mörtels wegen vorbei. Am liebsten habe ich ihn, wenn er noch schön nass ist und ich mit den Fingern darin rumspielen kann.

Bilder von einer netzbestrumpften Britney Spears, hie und da mal eine Folge Ehrensenf (aber nur, wenn Christine moderiert), the Godfather of Videoblogging Matthias Matussek, der, wie ich gestern abend in der ZDF-Mediathek beim Schauen einer älteren Folge nachstudio feststellen musste, ein noch größerer Kotzbrocken ist, als ich bisher angenommen habe. Was hat dieser arme Mann eigentlich zu kompensieren?

Ihr seht, ich bin endlich dem Schmuddelcharme der Hamburger Nackedeipostille erlegen. Spiegel Online als Nachrichtenportal ist tot, hoch lebe Spiegel Online, der Boulevard für den gepflegten Voyeur. Meine Lieblingsheadline von heute: „Polen: Frauenpartei geht mit Nacktfotos auf Stimmenfang“. Aufmacher im Block Politik. Einschließlich Bild nackter Frauen.

Das lässt sich natürlich alles noch verbessern. Als Sofortmaßnahme empfehle ich, die ersten drei Aufmacher der Startseite ausschließlich dem richtigen Boulevard vorzubehalten (Spon nennt dies Panorama), Politik Boulevard 2 gibt es genug auf der Seite. Alternativ könnte man auch Schwesterportale mit dem selben Content, aber anderer Aufmachung eröffnen: Spon II, Super-Spon und Vox Spon.

Und last, but not least sollte Spiegel Onlines Panoroma als Heftbeilage des gedruckten Spiegels erscheinen. Spiegel Leben oder Spiegel View sind nur Arbeitstitel, von denen ich aber dringend abrate. Dat gibbet schon. Aber so ausgedruckte Bilderstrecken, in Hochglanz, das würde dem Sohn meines Vaters schon gefallen.