Wer mag diesen Mann schon? David Montgomery. Eine Heuschrecke, die sich ein paar deutsche Zeitungen gekauft hat und diese jetzt ummodelt. Das missfällt. Wo immer man darüber liest, da wird einem Chefredakteur Verlagsgeschäftsführer beides das Misstrauen ausgesprochen. Da geht es um Redaktionsstatuten, journalistische Freiheiten und Renditeforderungen. So what?

Dem Cicero hat Montgomery in der März-Ausgabe ein Interview gegeben. In der Vorabmeldung online steht folgendes:

„Moderne Journalisten müssen ihre Inhalte mehrfach verwerten“, sagte Montgomery dem Politikmagazin „Cicero“ (Märzausgabe). „Die Zeiten, da ein einzelner Journalist eine einzelne Information für ein einzelnes Medium darbietet, sind vorbei. Deswegen sage ich den deutschen Journalisten: Euch wird es genauso gehen wie allen Journalisten auf der Welt: Eure Jobs werden revolutioniert.“

Veränderungen sind unbequem. Einen Text mehreren Medien anzubieten oder in anderer Form zweitzuverwerten, das macht man nicht gerne. Aber wenn es ökonomisch geboten ist? Genau damit haben viele ihr Problem: Montgomery scheint die wirtschaftlichen Belange über die redaktionellen zu stellen. Der Mann rechnet zu viel. Aber wenn man sich sein obiges Zitat anschaut, ist dies eine sehr seltsame Rechnung.

Die Verlage haben nur einen begrenzten Etat. Sie wollen sogar eher weniger für die Textproduktion zahlen als mehr. Da muss man nur Herrn Montgomery fragen. Wenn man aber nun seinen Text mehrfach verkauft, heißt das: Es wird ein Verdrängungswettbewerb stattfinden. Schrieben vorher zwei Autoren für zwei Zeitungen, schreibt in Zukunft nur ein Autor für beide, der andere wird arbeitslos.

Eine weitere Variante wäre: Es wird viel mehr online publiziert. Beide Autoren können ihren Text mehrfach verkaufen. Dies kann dann allerdings nur zu Dumpingpreisen geschehen, denn unter dem Strich wollen die Verlage ja nicht mehr ausgeben. Die Texte werden in beiden Fällen nicht besser.