Es ist diese unbändige Lust, etwas Neues entdeckt zu haben und weiter seine Nase darin vertiefen zu wollen, immer wieder schön anzusehen in einem Buchladen, wenn jemand ein Band für sich gefunden hat und mit einem Ausdruck tiefer Zufriedenheit zur Kasse geht, so empfinde ich nur selten, wenn ich auf ein neues Blog stoße, aber jetzt gerade.

Forget Self-Improvement“ heißt der Artikel, auf den ich durch einen Link auf Lifehackr gekommen bin. Das sieht erst einmal nach klassischen Produktivitätstipps aus, so ist es aber nicht. Das Blog Deliberatism ist erst Anfang 2012 erschienen. Die Texte werden mittlerweile länger, der Autor hat merklich Lust am schreiben gewonnen. Es ist auch ein anspruchvolleres Englisch.

Ever wonder how some people accomplish so much? They run marathons, write novels, start companies… without making it seem like a big deal?

Well, it is a big deal. And in spite of how effortless these accomplishments may appear, people work harder than you likely realize to make these things happen. There is, however, one thing they know—at least in practice—that you don’t.

Most of us want to finish the race, but see running as a chore. A few dream about being great authors, but find the writing itself to be slow and difficult. Some of us learn all we can about starting a company, only to hit a wall when it comes time to get down to work.

Produktivitätsblogs machten vor fünf Jahren eine große Welle, einige von ihnen haben thematisch umgesattelt und schreiben jetzt über Minimialismus: Weniger ist oft mehr – auch bei der Arbeit. „Mens’ Wardrobe Essentials“ zeigt ebenfalls in diese Richtung, aber nicht in einem dogmatischen Sinn. In den USA gibt es eine Bewegung, die sich zum Ziel gemacht hat, nur 100 Dinge zu besitzen, zumindest wird in diversen Blogs darüber berichtet. Der -ismus in Deliberatism führt in die Irre. Hier wird mit Bedacht abgewägt.

Mit minimalen Mitteln ist auch das Blog gestaltet. Zu jedem Eintrag gibt es eine aufwändigere Grafik. Dafür fehlt ein Zeitstempel und jegliche Information über den Autor. In den Kommentaren verrät er allerdings seinen Namen: Eric Karjaluoto. Deliberatism wird von einem kanadischen Unternehmer, Designer, Autor und Redner verfasst.

Ergänzung vom 1. September 2012

It’s a shame. Nach den ersten, sehr schönen und persönlichen Artikeln gab es eine lange Pause. Jetzt wird Deliberatism wieder gefüllt, aber mit einer Absicht dahinter. Mir ist jedoch noch unklar, ob diese kommerziell ist oder ob sich bloß frustrierte Ex-Entrepeneurs ihren Seelenfrieden erschreiben wollen. Jedenfalls wirken die Beiträge nun geplant, während sie vor einem halben Jahr noch aus dem Bauch heraus geschrieben wurden. Authentisch wäre das richtige Wort gewesen. Aber jetzt? Nun ja.