Ich habe meine erste Kurzgeschichte veröffentlicht – als E-Book für den Kindle. Das war der einfachste Weg, den ich zudem einfach mal gehen wollte. Zwei Aufgaben stellte Amazon mir: den Text in das richtige Format zu bringen sowie ein Coverbild zu erstellen. Amazon selbst bietet Unterstützung auf seinen Hilfeseiten. Alternativ kann man auch die Suchmaschine seines Vertrauens befragen, die aber meist nur zutage fördert, was Amazon bereits geschrieben hat. Etwas mehr in die Breite geht perun.net mit einer Anleitung in vier Teilen. Hilfreich fand ich auch zwei englischsprachige Quellen.

Kindle Direct Publishing erlaubt das Hochladen verschiedener Formate, in der Praxis steht man allerdings vor der Wahl: doc oder html. Der Vorteil des alten Wordformates liegt auf der Hand. Die Formatierung fällt leicht, und was ich gelesen habe, bei der Konvertierung geht davon auch nur wenig verloren. Der Nachteil ist jedoch, dass die Dateien etwas größer werden, und da im 70-Prozent-Programm die Kosten für die Datenübertragung auf den Preis aufgeschlagen werden, ist die Größe ein wichtiger Faktor. Ich habe mich also für HTML entschieden.

Auch hier wird nur altes, einfaches HTML akzeptiert. Bei einer Kurzgeschichte ohne Kapitel und Zwischenüberschriften fällt dies nicht schwer. Das Bild habe ich nicht in die HTML-Datei eingebunden, das erledigt Amazon auf Wunsch. Ich stand also lediglich vor dem Problem, wie ich die Titelseite formatiere. Brauche ich überhaupt eine? Reicht es nicht, wenn ich direkt in den Text einsteige? Muss es ein eigene Seite sein, wo mein Name sowie der Name der Kurzgeschichte erscheinen, im oberen Drittel, zentriert? Oder stelle ich einfach beide Angaben ohne Seitenumbruch dem Text voran?

Hochladen, anschauen, korrigieren

Wie auch immer man sich entscheidet, es muss nicht dabei bleiben. Amazon erlaubt, die Datei mehrmals hochzuladen und in einer Vorschau zu betrachten. In meinem Fall reichte die einfache Vorschau, die im Browser funktioniert. Für komplexere E-Books kann man sich eine Software auf Windows-PC oder Mac laden. Ich habe mich letztlich für eine eigene Titelseite entschieden, die Überschrift mit h1 ausgezeichnet und eine unsichtbare Zeile darübergesetzt, deren Höhe ich dann variieren konnte (p height=“60″). Im veröffentlichten E-Book sah die Seite dann aber doch anders aus als in der Vorschau. Für meine Zwecke hat es jedoch gereicht.

Ein Bild wäre schnell zusammengebastelt. Amazon nennt aber bloß eine Von-bis-Angabe und nicht einmal ein Seitenverhältnis. Ich habe meine Vorlage also einfach so gelassen, wie sie war. Gekauft habe ich es bei einem Berliner Fotografen, nachdem ich zuvor stundenlang Datenbanken mit lizenzgebührenfreien Bildern durchsucht hatte. Ich war verwundert, wieviele Bilder mir angeboten wurden, auf denen Sekretärinnen mit Fetischnote die Beine auf dem Tisch liegen haben, als ich bloß nach „Tisch Stuhl“ suchte. Einen weißen Kasten auf das Bild, zwei Zeilen Text, das sollte jeder hinbekommen – auch wenn in der komprimierten und skalierten Form auf amazon.de die Schrift nicht mehr ganz so schön aussieht.

Nicht gerechnet hatte ich mit der Frage nach dem Preis. Denn Amazon gibt eine Preisspanne vor, die erst bei 2,60 Euro beginnt. Bei meiner Recherche zuvor meine ich eine Preisliste gesehen zu haben, die bei unter einem Euro losging. Für mich stellte sich damals die Frage: Nehme ich 99 Cent oder 1,49 Euro? Das hielt ich angemessen für eine Kurzgeschichte, wenn man ganze Romane für 10-15 Euro als Ebook verkauft. Aber 2-3 Euro ist durchaus ein Preis, den man für kurze Stücke auch woanders findet – auch in gedruckter Form.

Zuerst einem Verlag angeboten

Die Kurzgeschichte sollte sogar auf Papier erscheinen. Amazon ist bloß der Plan B. Ich habe sie zuerst einem Kurzgeschichtenverlag in Hannover angeboten. Bei Einreichung über die Website schrieb mir ein Bot: „Vielen Dank für Deine Geschichte! Wir werden sie so bald als möglich prüfen und uns dann bei Dir melden. Bitte gib uns aber mindestens acht Wochen Zeit dafür, bevor Du erneut nachfragst, denn leider besteht die Verlagsarbeit noch aus tausend anderen Dingen. Mach Dir aber keine Sorgen – wir sind viel zu neugierig, um Deinen Text nicht zu lesen!“

Als ich nach neun Wochen nachfragen wollte, musste ich feststellen, dass der Verlag gerade dabei war, seine Tätigkeit einzustellen. Ich schickte noch eine Mail hinterher, in der ich mein Bedauern ausdrückte. Das wäre die Gelegenheit gewesen, um sich doch noch persönlich bei mir zu melden, aber es folgte keine Antwort. Es wird wohl seinen Grund gehabt haben, dass es mit der Verlagstätigkeit nicht geklappt hat.

Wer meine Kurzgeschichte lesen möchte, kann sich diese über Amazon auf seinen Kindle laden oder im Kindle Cloud Reader im Desktop-Browser lesen. „Anfassen ist aber nicht“ heißt sie. Durch Aufschläge sind es 2,68 Euro geworden. Es geht um ein Blind Date, bei dem sich herausstellt, dass sich beide doch irgendwie kennen. Kein völlig neuer Plot, aber (so hoffe ich) ganz nett zu lesen.