Zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen vor zwei Jahren habe ich bereits geschrieben, dass der Wahl-O-Mat zur Tendenz neigt. Damals bevorzugte er die Piraten. Da diese zu vielen Themen keine Position hatten, erhielt man tendenziell mehr Übereinstimmungen mit ihnen als mit anderen Parteien, wenn man selbst in einigen Punkten unschlüssig war. Jetzt ist der Wahl-O-Mat zur diesjährigen Wahl in NRW online. Ich war von meinem Ergebnis überrascht. Und wieder musste ich eine Tendenz ausmachen.

Immer wieder habe ich in den letzten Jahren den Wahl-O-Mat befragt, auch wenn in einem anderen Bundesland gewählt wurde. Die paar landestypischen Fragen habe ich einfach neutral gewertet, das Ergebnis war stets gleich: vorne lagen Piraten und FDP. Dabei ist es nicht so, dass meine Wahlentscheidung zwischen diesen beiden Parteien fallen würde. Der Wahl-O-Mat ist ein Vereinfacher. Ich sehe, weshalb diese beiden Parteien stets vorne lagen, und ich sehe auch, weshalb ich mich hie und da gegen sie entscheide und was dabei der Wahl-O-Mat übersehen, also nicht abgefragt hat.

Mein Punkt ist aber, dass das Ergebnis bislang konstant war und jetzt nicht mehr ist. Heute stellte der Wahl-O-Mat die größte Übereinstimmung mit den Grünen und mit den Linken fest. Zuerst war ich Kommunistenfresser geschockt, seitdem amüsiere ich mich. Ich sehe auch, woran das liegt. Es werden ganz wenige Fragen zum Land gestellt, vor allem aber kaum zur Wirtschaft. Bei ganz vielen Fragen geht es um das linke Bauchgefühl. Nur weil die rechten Parteien und die Bürgerwehren, pardon, die freien Wähler gegen den Bau von Moscheen sind, wird hier jedem die Gelegenheit gegeben, sich unisono die Toleranz selbst ans Revers zu heften. Ab und zu vertritt eine Partei mal eine Mindermeinung, und die Masse der politisch korrekten Fragen macht es dann, dass man sich plötzlich bei einer linken Partei verortet sieht.

Einseitige Themenwahl

Was ich hier kritisiere, ist die Auswahl der Fragen beziehungsweise Themen. Dafür verantwortlich ist die Bundeszentrale für politische Bildung. Da hätte ich etwas anderes erwartet. Gerne wird auch gefragt, ob mehr Lehrer oder Polizisten eingestellt werden sollen. Diesmal nicht. Es ist einfach kein Thema im Moment. Für eine gute Methode halte ich es auch nicht, einfach nur die Wahlprogramme durchzugehen und alle Themen herauszuschreiben, sie müssen auch gemäß der tatsächlichen Probleme gewichtet werden. Wie immer wird abgefragt, ob es ein allgemeines Tempolimit geben soll oder nicht, als ob das in den nächsten Jahren eine der großen Entweder-oder-Fragen werden würde. Ich weiß gerade nicht, ob hier durch das Land neue Energietrassen gelegt werden müssen. Das wäre ein Punkt, den ich vermisse. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in diesem Punkt mit den Linken übereinstimmen würde. Und angesichts eines verfassungwidrigen Haushalts im letzten Jahr ist mir die Frage nach einer allgemeinen Schuldenbremse auch zu wenig.

Als mir das Fragenungleichgewicht aufgefallen war, habe ich meine Angaben noch einmal modifziert. Und zwar habe ich einzelne Themen gewichtet. Das ist so vorgesehen, ich hatte vorher aber darauf verzichtet. An dieser Stelle wurde mir auch bewusst, wie wenig Fragen gestellt wurden, die ich wirklich für wichtig halte. In einem Fall habe ich eine einzige doppelte Gewichtung vorgenommen, und schon rutschten die Linken vom zweiten auf den dritten Platz.