Kürzlich bin ich auf einen Zusammenhang gestoßen, den ich so noch nicht gesehen habe, Google hat ihn mir nicht gezeigt. Lange habe ich nach einem Countdown-Timer für Linux gesucht, nach einer Stoppuhr, um die Pomodoro-Technik nutzen zu können. Das alarm-clock-applet passt sich nicht gut in mein vertikales Panel. Das Java-Gedöns, das einem stets angeboten wird, ist grässlich. Meine Versuche, mir eine Lösung für das Terminal zu basteln, sind ebenfalls begrenzt. Doch jetzt habe ich einen Artikel zu Repetitive Strain Injury (RSI) gefunden.

Das ist eine Art Tennisarm für Programmierer, ich bin jedenfalls nicht betroffen – Schmerzen in den Händen beziehungsweise in den Unterarmen, wenn man lange am Rechner sitzt und tippt. Die Lösung sind regelmäßige Pausen, und das ist ja auch das Konzept der Pomodoro-Technik und anderer Methoden des Energie- oder Fokus-Managements. Ich habe die RSI-Software Workrave daraufhin als Pomodoro-Timer genutzt. Die ganzen Suchen nach Pomodoro, Timer und Stoppuhr haben bei mir nie RSI-Programme zum Vorschein gebracht.

Bei Workrave gibt es keine festen Zeitvorgaben wie bei vielen Pomodoro-Programmen. Es lassen sich aber 25 Minuten für einen fokussierten Arbeitsabschnitt und 5 Minuten für eine kurze Pause dazwischen einstellen. Das System friert ein, wenn die Pause erreicht ist, warnt aber vorher, wenn man dies einstellt. Und Ausstellen lässt sich diese Funktion auch.

Alle Eingaben blockieren

Zur Erinnerung: Als RSI-Software soll es einen zwingen, die Hände von der Tastatur zu nehmen, damit diese sich erholen können. Verwende ich einen normalen Timer, dann erwische ich mich manchmal, dass ich einfach weitermache: „Nur noch schnell fertig werden“. Dauert dann aber meist doch länger.

Das Programm blockiert vor allem die Eingaben. Musik und Videos laufen im Hintergrund weiter. Man kann aber auch einstellen (oder eben nicht), dass man die Buttons „überspringen“ und „aufschieben“angeboten bekommt. Auch hier kann man eine Zeit definieren – zum Beispiel fünf Minuten, um eine wichtige Aufgabe abzuschließen, oder 30 Sekunden, um schnell das Video aus- oder für die Pause die Musik anzustellen. Das ist praktisch.

Es gibt sogar einen dritten Button, mit dem man den Bildschirm sperren kann. Schließlich könnte man in der Pause kurz nach draußen gehen. Die Pomodoro-Methode empfiehlt das sogar: rausgehen, dehnen, etwas trinken. Workrave gibt dann noch die Möglichkeit von Mikropausen. Um RSI zu vermeiden, soll man alle paar Minuten für kurze Zeit die Hände von der Tastatur nehmen. Das habe ich aber nicht aktiviert.

Einen ganzen Arbeitstag runterzählen

Es lässt sich auch ein Sound aktivieren, der ertönt, wenn die Pause beginnt. Gut wäre es allerdings, wenn man ebenfalls zur Rückkehr an den Rechner gerufen würde. Bei RSI soll sich die Hand in den Pausen erholen, bei mir ist es aber der Rücken. Ich bleibe also nicht vor dem Monitor sitzen, ich bräuchte deshalb ein Signal, dass mich auch zehn Meter entfernt erreicht.

Eine Besonderheit von Workrave ist, dass die Arbeitszeit über den gesamten Tag festgehalten wird. Hierbei werden die kleinen Pausen mitgezählt, wie es auch arbeitsrechtlich der Fall ist. Wer mittags eine lange Pause macht, muss das Programm für diese Zeit stoppen.

Ausgereift

Wer die Pomodoro-Technik nutzt, möchte oft nicht nur die Arbeitszeit fokussieren, sondern auch eine klare Grenze zur Freizeit ziehen. Wenn man also sieht, wie von acht Stunden rückwärts gezählt wird, weiß man immer, ab wann man frei hat, und sollte das dann später auch genießen.

Ich wundere mich, dass meine Suche nach Pomodoro-Anwendungen Workrave oder andere RSI-Software nicht auf den Schirm gebracht hat. Gefunden habe ich auch xwrits. Das Programm gibt es sei 1994!