Twitter habe ich nie gemocht, aber ich wusste, ich muss mich damit arrangieren. Als ich noch pocketbrain.de betrieben habe, war Twitter bloß ein weiterer Distributionskanal, ein automatisiertes Veröffentlichen von Überschrift und Link. Vor etwas über einem halben Jahr habe ich dann mein privates Konto aufgemacht, das war ein Fehler. Ich hätte den alten @pocketbrain mit über 200 Followern einfach umbenennen sollen. Ich habe das damals nicht gewusst, und ich hätte es auch nicht ehrlich gefunden.

Bei @pgiesecke sollte das anders werden. Dennoch war mir klar, ich will nicht ständig lesen, was andere tweeten, und ich möchte auch nicht ständig meinen Tag unterbrechen, um schnell mal eine kluge Botschaft abzulassen. Ich nutze deshalb IFTTT, um einen kontinuierlichen Stream an Tweets zu erzeugen, die ich dann immer noch individuell ergänzen kann. Was ich auf Twitter poste, habe ich bereits geschrieben. Hier geht es jetzt um die Tools, die ich nutze.

1. IFTTT

IFTTT ist ein hervorragendes Tool, um Twitter zu bestücken, wenn da nicht dieser doofe Fehler wäre. IFTTT greift sowohl den RSS-Feed meines Blogs als auch meine bei Delicious gespeicherten Lesezeichen auf, um dann jede Neuigkeit als Tweet abzusetzen. IFTTT braucht bei den Links weniger als eine Viertelstunde, bei den Feeds oft eine Stunde. Das ist okay für mich.

Bei Delicious gebe ich als Titel des Links bereits eine Zeile ein, die Titel und meist auch Autor und Publikation enthält. Manchmal setze ich da den Klarnamen ein, manchmal den Twitternamen, damit diejenigen auch erfahren, dass ich ihren Link veröffentlicht habe. Nur so kommt man in Kontakt, denn darum geht es bei Twitter ja auch – ein Netzwerk aufzubauen.

Wenn diese Zeile zu lang ist, wird sie entsprechend gekürzt und mit drei Punkten versehen. Mein Fehler, wenn ich zu ausgiebig formuliere. Seit einigen Wochen passiert es aber auch immer wieder, dass der Text schon nach wenigen Zeichen abgekürzt wird. Offensichtlich passiert dies dann, wenn IFTTT es nicht schafft, den Link auf Anhieb oder gar nicht über bit.ly zu kürzen. Letztlich ist dann nicht mehr zu lesen, was ich sagen wollte. Insofern wird der Dienst unbrauchbar, wenn das wiederholt passieren sollte. Noch toleriere ich die Einzelfälle.

2. Tweetmail

Nicht nur, was rausgeht, soll automatisiert werden, auch was reinkommt. Dafür nutze ich Tweetmail. Neue Tweets landen bei mir im E-Mail-Posteingang, damit habe ich eine Inbox beziehungsweise einen Dienst weniger, den ich aufrufen muss. Für mich ist das eine Erleichterung.

Tweetmail ist ein Fremium-Dienst. Mir werden alle Tweets per E-Mail zugeschickt; aber nur wenn ich zahle, kann ich auch von unterwegs per Mail darauf anworten. Der Nur-Lese-Modus reicht mir jedoch, da ich Twitter nicht wirklich zur Kommunikation nutze. Es gibt nur wenige Tweets, auf die ich reagieren möchte. Das hat dann aber meist auch Zeit, bis ich wieder zuhause bin. Eingebettete Links öffne ich im Browser. Als einzigen Nachteil empfinde ich, dass ich von unterwegs nicht mal schnell retweeten kann.

3. Listen

So allein ist Tweetmail allerdings noch nicht zu gebrauchen. Es werden immer mindestens zehn Tweets in einer Mail geschickt. Andere würde wohl eher stören, dass damit einige Tweets zeitversetzt ankommen, ich finde es bloß ein wenig unübersichtlich. Nicht weiter schlimm. Mein Problem war, dass das Postfach anfangs mit zu vielen Mails geflutet wurde. Die Lösung dafür sind die Listen, die direkt über Twitter angelegt werden können.

Damit sind die Listen nicht im eigentlichen Sinne ein Tool. Wem ich folge, der landet auf einer Liste, von denen ich aber nur eine über Tweetmail an mich zustellen lasse. Das heißt, entweder bekomme ich alle Tweets eines Twitterers zu Gesicht oder keinen einzigen (sofern ich nicht über die Webapp online gehe und diese gezielt aufsuche). Ein schöner Nebeneffekt: Tweetmail schickt beim Abonnement einer Liste die Mails wenn gewünscht auch schon beim ersten neuen Tweet.

4. Buffer

Wie hoch waren hier meine Erwartungen, so sehr bin ich doch enttäuscht. Was macht Buffer? Ganz einfach, bei Buffer lassen sich mehrere Tweets einstellen, die dann nach einem bestimmten Zeitplan online gestellt werden. Bisher habe ich das nicht gebraucht, stattdessen bin ich zu einem Fan der Buffer-Macher geworden. Insbesondere das Blog vom Gründer Joel Gascoigne hat es mir angetan. Daher kamen auch meine hohen Erwartungen.

Als ich dann anfang, den Dienst selbst zu nutzen – nicht für @pgiesecke, sondern für den Twitter-Account eines neuen Projekts –, war dementsprechend die Enttäuschung groß. Die Oberfläche ist mitnichten selbsterklärend, oft lande ich im falschen Menü. Immer wieder klappt etwas auf, das genau das überlagert, wo ich gerade mit dem Mauszeiger hinwollte. Der Dienst unterbindet irgendwie, dass mein Firefox die Logindaten speichert, wobei ich in diesem Fall wirklich mal ein Passwort gewählt habe, das ich nur hier nutze und mir nicht merken kann. Und und und.

Auch Buffer ist ein Freemium-Dienst, die Beschränkungen sind in der Gratisversion also eingebaut. Das sind im Wesentlichen zwei. Erstens können die zwischengespeicherten Tweets immer nur zur selben Uhrzeit herausgehauen werden – kein Problem für mich. Zweitens lassen sich nur zehn speichern. Auch das ist im Prinzip kein Problem, ich pflege meine Aphorismensammlung also weiterhin in einer separaten Datei, davon geht die Welt nicht unter.

Nur wenn ich einen dieser vorgefertigten Tweets ausschneide, in das vorgesehene Feld der Webapp einfüge und es ist der elfte, dann gibt es einen freundlich formulierten Hinweis, dass dies nur in der kostenpflichtigen Version geht. Bitte hier klicken. Ich wechsel also zurück in meine Aphorismendatei, füge den Tweet dort wieder ein und speicher das Ganze ab. Das passiert mir jedes Mal. Nerv.

Und das alles hätte ich nicht einmal vorher wissen können, denn auf der Startseite gibt es keine Tour – eine Unsitte, die ich immer wieder beobachte. Man muss sich schon anmelden und seine Kontaktdaten herausrücken, um überhaupt einen ersten Anhaltspunkt für eine eigene Beurteilung zu erhalten.

Bisher sind das aber alles nur Luxusprobleme gewesen mit Buffer. Doch letztens erschien ein Tweet wieder mit den drei Pünktchen. Und es waren tatsächlich drei Punkte und nicht das eine Auslassungszeichen! Warum das so wichtig ist? Es wurden genau drei Zeichen dafür gelöscht, diese also eins zu eins ersetzt. Geärgert hat mich das vor allem, da ich am Schluss des Textes oft den Namen desjenigen setze, auf dessen Tweet ich mich beziehe. Da war in diesem Fall also nicht möglich.

5. who.unfollowed.me

Zuletzt noch ein Dienst, der – soweit ich das beurteilen kann – gut funktioniert, ich nutze ihn aber kaum. Bei who.unfollowed.me kann man sehen, welchen Follower man seit dem letzten Login verloren hat. Letztlich lassen sich alle Asymmetrien aufzeigen. Das ist vor allem interessant, wenn man anderen Twitterern nur aus strategischen Gründen folgt, die das wiederum genauso machen.

Wer will Geld von mir haben?

Die Antwort darauf ist selbstverständlich: alle. Was mir die einzelnen Dienste bieten, ist mir allerdings zu wenig. Tweetmail und Buffer kombiniert, dann noch mit den jeweiligen Premiumfunktionen und das Ganze noch mit Facebook und app.net dabei, das würde ich mir schon etwas kosten lassen – vorausgesetzt, es funktioniert zuverlässig.

Dabei wäre es mir auch egal, ob Twitter das selbst anbietet oder ein eigenständiger Entwickler, gerne auch Buffer. Es muss nur funktionieren. Ich kann mich an einige Aussetzer bei Twitter erinnern, wo mal die Website nicht zu erreichen war oder ein Tweet wegen Überlastung nicht angenommen wurde, das ist aber noch keine Fehlfunktion wie sie mir mit IFTTT und Buffer begegnet ist.