Vor einem Vierteljahr habe ich dem E-Mail-Provider Fastmail den Rücken gekehrt. Seitdem ist einiges geschehen, sodass ich meine Entscheidung jetzt überdenke. 1. Die Fastmail-Macher haben das Unternehmen von Opera zurückgekauft und bereits eine neue mobile Oberfläche vorgestellt. Weitere Neuerungen wurden angekündigt. 2. Sie haben erklärt, warum die NSA keinen Zugriff auf die Daten hat, die bei Fastmail liegen – beziehungsweise warum dies nicht geheim bleiben würde. 3. Mein jetziger E-Mail-Provider hat meine Erwartungen nicht erfüllt.

Oberflächen weiterentwickelt

Im Vordergrund steht selbstverständlich, dass ich schnell und zuverlässig an meine E-Mails gelange. Auch wenn ich im Juli noch über die Macken von Fastmail geklagt habe, so kann ich mir nun vorstellen, dass diese nur vorübergehend waren. Das neue mobile Interface ist beeindruckend schnell und von der Benutzerführung sehr gut durchdacht. Auch die Oberfläche für größere Bildschirme wurde ein wenig überarbeitet, ebenfalls zu meinem Gefallen.

Entscheidend ist aber eine Beobachtung in den mehr als drei Monaten, in denen ich wieder mit dem Thunderbird auf meine E-Mails zuzugreife. Mal werden diese zügig vom Fastmail-Server abgerufen, mal dauert es ein paar Sekunden, bis der Anmeldeprozess am Server komplett durchlaufen wurde. Genauso verhält es sich aber auch beim Abruf meines Hauptpostfachs, das bei mail.de liegt. In beiden Fällen muss das nicht an den Providern liegen. Sowohl die Telekom ist für ihre schwankenden Leistungen beim DSL-Zugang bekannt, als auch das WLAN-Signal am heimischen Schreibtisch ist suboptimal. Und letztlich scheint mir auch der Thunderbird ein Dickschiff geworden zu sein – zumindest als konkrete Installation auf meinem Rechner.

Unterstützung von CardDAV angekündigt

Wenn ich Fastmail jetzt zugute halte, dass die Probleme mit der Erreichbarkeit im ersten Halbjahr behoben sind und dass die angekündigte Unterstützung von CardDAV und einer Möglichkeit, das bei Fastmail hinterlegte Adressbuch mit anderen Geräten oder Diensten zu synchronsieren, ebenso gut umgesetzt wird wie der E-Mail-Dienst, dann würde Fastmail eigentlich alles bieten, was ich suche.

Hierbei hat mail.de gepatzt. Zwischendurch war die Website immer wieder nicht erreichbar, was dem hohen Zulauf durch die NSA-Affäre geschuldet sein kann. Die Oberfläche ist ein Graus, was letztlich egal ist, wenn ich mit dem Thunderbird darauf zugreife; die Einrichtung von Filterregeln war aber kaum möglich, ist jedoch letztlich geglückt. Irgendwann habe ich dann auch mein Adressbuch zu mail.de umgezogen. Per CardDAV kamen die Adressen auf meinen Blackberry Q10, irgendwann waren sie aber wieder weg. Nachdem ich alternative Anbieter wie fruux ausprobiert habe, wollte ich die Adressen wieder von mail.de löschen, das ging aber nicht. Auch eine Form von Vorratsdatenspeicherung. Ich werde mein Konto bei mail.de wohl komplett löschen lassen.

Kein Zugriff für US-Behörden

Wie verhält es sich aber mit dem Datenschutz bei Fastmail? Ob Behörden oder Geheimdienste meine Korrespondenz mitlesen können oder nicht, davon ändert sich mein Leben im Alltag nicht. Als Bürger eines demokratischen Rechtstaats, sollte man es den Oberen aber nicht durchgehen lassen, wenn sie sich an die eigenen Grundsätze nicht halten. Es gehört zu den bürgerlichen Traditionen, sein Eigentum und damit auch seine Daten selbst zu schützen. Egal ist es mir also nicht, was mit meinen Daten geschieht.

Fastmail sagt, dass US-Behörden nicht so einfach Zugriff auf die Daten nehmen können. Die Server stehen zwar in den USA, Fastmail ist aber ein australisches Unternehmen. Es gibt schlichtweg keinen Fastmail-Mitarbeiter in den USA, der Zugriff gewähren könnte. Die Behörden müssten sich schon der Server selbst bemächtigen. Fastmail würde dies aber einem Einbruch in das Rechenzentrum oder einem Hackerangriff gleichsetzen und seine Kunden darüber informieren. Bei der Übertragung sind die Mails per SSL geschützt. Ob das ein wirksamer Schutz ist, bleibt dahingestellt.

Gibt es Alternativen?

Das Unternehmen unterliegt australischem Recht und muss Daten herausgeben, wenn dies von einem australischen Richter angeordnet wurde. Das ist gute rechtstaatliche Praxis. Dabei werden nur konkrete Datensätze herausgegeben, es wird jedoch laut Fastmail kein allgemeiner Zugriff gewährt. Nach australischem Recht kann auch kein Provider zum Schweigen verpflichtet werden, wenn die Geheimdienste doch Zugriff auf die Daten nehmen wollen.

Datensammler aus dem Ausland müssen australische Behörden um Rechtshilfe ersuchen, der australische Generalstaatsanwalt muss dann allerdings noch gegenzeichnen. Auch das kann nur geschehen, wenn der Rechtsbruch in einem anderen Staat ebenfalls nach australischem Recht illegal wäre. Ich nehme das einfach alles mal so hin, denn ich bin kein Jurist, aber nach der Berichterstattung in traditionellen Medien über Fastmails Statement hat sich meines Wissens auch keine Gegenstimme erhoben.

Was bedeutet das nun für mich? Vielleicht leite ich wieder ein, zwei meiner E-Mail-Adressen in das Fastmail-Postfach. Alternativen gäbe es auch. Runbox aus Norwegen hat jedoch eine weniger hübsche Website, was ich immer als Indikator für den Dienst nehme, der sich dahinter verbirgt. Runbox bietet auch nur E-Mail-Hosting. Mykolab aus der Schweiz, hostet zwar auch Adressen und Kalender, allerdings zu einem Preis, der mir persönlich zu viel erscheint. Mykolab bietet auch keinen kostenlosen oder Testzugang.