Ich nutze WhatsApp Web jeden Tag. Am Laptop schreibe ich unkryptische Nachrichten, die zu weniger Nachfragen führen. Zugeschickte Fotos schaue ich mir lieber auf dem großen Display an. Und ich verschicke Links per Copy&Paste, die ich aus meinen Bookmarks geholt habe oder aus einer anderen Anwendung, die ich so nicht auf dem Smartphone parat habe. So weit, so gut! Aber es fehlt Ausfallsicherheit.

Ohne Handy kein WhatsApp

Ein Freund hat kürzlich sein Handy verloren und es erst nach einer regenreichen Nacht zurückerhalten. Es wurde einige Zeit in Reis gebettet und funktioniert nun wieder. Zum Glück! Lediglich eine kurze Zeit war er mobil nicht zu erreichen. Im schlimmsten Fall hätte er sich ein neues Handy aus China schicken lassen. Für ein, zwei Wochen hätte er dann ohne gelebt: „Früher ging das doch auch.“

Sicher! Ich konnte ihn noch per Festnetz erreichen oder über das Handy seiner Frau. E-Mails rief er zuhause ab. Und für alle anderen Apps fand sich auch ein Zugang über den heimischen PC – außer für WhatsApp. Denn WhatsApp Web lässt sich nur nutzen, wenn das Smartphone Kontakt zum Internet hat. Offenbar wird die Kommunikation durch das Smartphone geleitet, doch das lag ja deaktiviert im Reis. Was für eine Fehlkonstruktion!

Der Grund für den Erfolg

Mir ist schon klar, dass der Erfolg von WhatsApp gerade darauf beruht. Nur weil jedes Konto strikt an eine Handynummer gekoppelt ist, war das enorme Wachstum möglich. Ein Blick ins Adressbuch beantworte bereits die Frage, ob jemand WhatsApp nutzt. Derjenige musste nicht erst angesprochen werden, um nach einem Nutzernamen oder Token zu fragen. Es funktionierte einfach – out of the box.

Doch deshalb lässt sich WhatsApp nicht wirklich parallel auf mehreren Geräten nutzen. Geht das Smartphone vom Netz, erlöscht der Zugang auch auf dem Second Screen. Dafür muss das Handy nicht einmal defekt sein oder verloren gehen, es reicht schon, wenn der Akku leer ist. Bei Skype sowie beim betagten ICQ ist das anders.

Messenger als Plattform

Messengern gehöre die Zukunft, heißt es. Immer mehr Newsportale bieten an, Hinweise auf neue Artikel per WhatsApp zu abonnieren. Visionäre würden auch gerne beim Onlineshopping einen direkten Kanal zwischen Shop und Kunden aufbauen. Kein Ticket wäre dann mehr notwendig, um E-Mails einem Verlauf zuzuordnen. Sowohl Kunde als auch Shop hätte alle bisher ausgetauschten Nachrichten bereits in einem Thread vorliegen. Vielleicht werden irgendwann sogar Kontostände per Messenger abgerufen und Überweisungen getätigt.

Der Messenger würde dadurch zu einer Plattform werden, auf der andere Dienste aufsetzen. Er wäre auf dem Smartphone allgegenwärtig, per Alltagssprache zu bedienen und mit den wichtigsten Nachrichten überhaupt verwoben (Gute-Nacht-Bussis von Schatzi). Nur wenn der Messenger zur Plattform für ein Überall-Geschäftsmodell wird, darf aus Mobile First nicht Mobile Alone werden. Große Bildschirme mit Tastaturen sollten nicht einfach so ausgesperrt werden. Es mag sein, dass das Bedürfnis, manche Geschäfte am Laptop zu erledigen, von immer wenigen Menschen gehegt wird, das sind aber bestimmt kaufkräftige.