Auf, auf, zum fröhlichen Google-Bashing. Der Suchmaschinenbetreiber kann tun, was er will, heftige Kritik folgt postwendend. Für die Verdammung eines neuen Google-Patents liefert Telepolis nun auch den theoretischen Unterbau. Die eigentliche Frage aber, wie der Trend zum Mainstream-Journalismus gestoppt werden kann, wird dabei gar nicht behandelt, sondern dogmatisch gelöst: Google ist schuld.

Die Google-Denker mögen ihre Prüfkriterien noch weiter verfeinern, deren Zahl um ein Vielfaches erhöhen und ihre Gewichtung so differenziert staffeln, dass Qualitätsunterschiede zumindest ansatzweise messbar werden. Ob sie dadurch tatsächlich das in der Patentschrift formulierte Ziel erreichen, Nachrichten nach ihrer Qualität, d. h. letztlich nach ihrem Wahrheitsgehalt zu präsentieren, bleibt zu bezweifeln.

Um es kurz zu machen: Google möchte bei den Ergebnissen seiner Nachrichten-Suche mehr Qualität und Glauwürdigkeit erreichen. Die bisherigen Kriterien Aktualität und Relevanz werden deshalb um weitere Kriterien erweitert: die Größe der Redaktion, die Anzahl der Exklusivmeldungen, das Themenspektrum, der Traffic auf der Website und die Länge der Artikel. Der New Scientist berichtet von weiteren Kriterien.

Mit anderen Worten: Die Website, auf der eine Newsmeldung veröffentlicht wird, soll mitbestimmen werden, wie hoch eine Meldung bei Google News gelistet wird. Ohne den Google-Algorithmus zu kennen (wer kennt den schon), rechnet Telepolis nun vor, dass nach den neuen Kriterien, die sich der Heise-Ableger rausgepickt hat, Bild.T-Online.de besser als TAZ.de abschneiden würde. Das ist natürlich völlig an den Haaren herbeigezogen. Des Weiteren behauptet Telepolis, zusätzliche quantitative Kriterien könnten nicht wirklich zu einer qualitativen Aussagen führen.

Dabei hat Google nie behauptet, die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit zu verkünden. Es soll lediglich das Angebot von Google News verbessert werden. Bislang wandern nämlich Exklusivmeldungen sehr schnell nach unten, im Sichtfeld bleibt meist nur der Einheitsbrei der Abschreiberfraktion.

Was ist denn nun das eigentliche Problem? Ob die Ergebnisse von Google News ein getreues Abbild der Nachrichten-Landschaft sind? Oder schlimmer noch ein Abbild der Realität? Google News ist und bleibt eine Suchmaschine für Newsmeldungen. Dass dort bislang der Mainstream-Journalismus bevorzugt angezeigt wird, ist eine berechtigte Kritik. Doch eine Antwort auf die Frage, wie man die Tendenz zum journalistischen Einheitsbrei bekämpfen kann, wird auch von Telepolis nicht geliefert.

Die Kritik müsste vielmehr auf die Verlage zielen und wie dort die Redaktionen geführt werden. Die personell schlechte Besetzung und die Abschreibementalität bzw. das bloße Durchreichen von Agenturmeldungen sind doch das Hauptproblem. Und nicht zuletzt darf auch der Leser nicht aus seiner Verantwortung entlassen werden. Denn dieser hat das Recht, Google News rechts liegen zu lassen und seine persönliche Bookmark-Liste zu nutzen. Darauf darf dann gerne auch Bild.T-Online.de fehlen und stattdessen TAZ.de und Telepolis stehen. Schließlich ist jeder Leser frei, sich ein eigenes Bild von der Wirklichkeit zu machen. Und das ist auch gut so.