Wenn ich früher Langeweile hatte, bin ich an den Bahnhofskiosk gegangen und habe mir eine Computerzeitschrift gekauft. Computer gab es nämlich schon, das Internet noch nicht. Deshalb habe ich auch am Bahnhofskiosk gelernt, wie ich ins Internet gelange, als es das dann doch gab. Anscheinend ist der Bahnhofskiosk eine Einbahnstraße. Dort liegen Blätter, die über das Internet berichten. Wer im Internet ist, hat vielleicht ein c’t-Abo, dann ist der Bedarf an frischem Altpapier aber auch schon gedeckt. Mit Hardwareluxx geht nun erstmals eine Gründung im Internet den umgekehrten Weg. Erst existierte das Onlinemagazin, jetzt wird ein richtiger (!) Verlag gegründet und ein Magazin an den Kiosk gebracht. Die neue Zeitschrift heißt Hardwareluxx [printed].

Hardwareluxx [printed]
Quelle: Hardwareluxx

Das erste Exemplar soll am 17. August für 2,90 Euro erhältlich sein, weitere Ausgaben folgen dann im Abstand von zwei Monaten. Hardwareluxx [printed] will sich auf „luxuriöse Hardware“ konzentrieren. Die Testberichte dürfen dann noch länger sein als in der Onlineausgabe. Ob diese dafür dann gekürzt oder nur angerissen werden, hat Hardewareluxx in seiner Ankündigung nicht verraten. Im Internet wird es auf jeden Fall aber zum Artikel ergänzende Informationen geben. Ein Jahresabo kostet 14,90 Euro.

Die schreiberische Kompetenz für ein solches Projekt ist in den meisten Online-Redaktionen eigentlich vorhanden. Doch dachte ich immer, für den Schritt an den Kiosk bräuchte man einen Partner. Einen Verlag, der bereits Erfahrungen damit hat, eine Zeitschrift zu drucken und zu vertreiben. Dann muss man zwar den Gewinn teilen, hat aber auch die Kosten reduziert und kann sich darauf verlassen, dass der Vertrieb reibungslos läuft.

Ganz so reibungslos geht es in den meisten Online-Redaktionen allerdings nicht zu. Dort fehlt oft die Kompetenz, sich richtig zu organisieren. Aus der üblichen Newsanzahl, die täglich veröffentlicht wird, mal zwei oder drei weniger zu machen, ist kein Problem. Wer merkt denn schon, dass man gerade eine Schreibblockade hat oder der Kollege im Urlaub ist? Weiße Seiten in einer Zeitschrift kann man sich allerdings nicht leisten. Und bei der Herausgabe einer Zeitschrift hat eine Deadline noch einmal einen anderen Stellenwert.

Dennoch scheint das Internet ein neuer Aufschwung zu erfassen. Nach dem Platzen der New-Economy-Blase haben sich viele Redaktionen gesund geschrumpft und nach dem Motto Mühsam-nährt-sich-das-Eichhörnchen auf ein stetiges, aber langsames Wachstum gesetzt. Doch jetzt macht sich wieder etwas Mut breit. Man kann wieder etwas wagen. Hardwareluxx [printed] ist ein Beispiel, die Organisation mehrerer Blogs im Spreeblick Verlag ein anderes. Nicht jeder Ansatz wird Erfolg haben, aber manch kleiner Onlineverlag wird sich ein paar Standbeine mehr zulegen.

Als erstes größeres Onlinemagazin hat Golem darüber berichtet, übrigens das größte verlagsunabhängige Magazin im Internet zum Thema Telekommunikation/Internet/Computer. Heise online, chip online, ZDNet und PC Welt sind allesamt Onlineableger von großen Printverlagen. Ob diese darüber berichten werden, wage ich zu bezweifeln. Heise vielleicht. Golem ist auch so ein Kandidat für den neuen Aufschwung im Internet. Das Magazin hat sich in den letzten Jahr konstant entwickelt, Verbesserungen wurden meines Wissens jedoch nur am bestehenden Magazin vorgenommen. Ich bin gespannt, ob sich dort noch neue Projekte in der Pipeline befinden. Hardewareluxx jedenfalls wünschen wir viel Glück.