Das ist ein klassisches Eigentor, das Stoiber sich geleistet hat. Aus dem Fernsehduell mit Lafontaine wird höchstens noch ein „Print-Duell“. Am besten noch in der Bild. Gähn. Spiegel Online titelt wenig pointiert: „Stoiber wird zum Papier-Tiger“. Jörg-Olaf Schäfers von lautgeben.de meint, es sei alles nur ein PR-Coup gewesen. Das ist zumindest die richtige Frage. „Man suche sich ein Wochenende (da kann und will niemand groß nachrecherchieren)“.

Ex-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber
Quelle: CSU

Das kennt man bereits von der Telekom. Am Freitagabend, wenn der Richter ins Wochenende fährt, flackert eine neue Werbung über die Mattscheibe. Die Konkurrenz schreit auf: Alles wettbewerbswidrig! Aber der Richter ist ja im Wochenende. Wenn die einstwillige Verfügung dann endlich vorliegt, ist das Wochenende schon vorbei. Die Werbung hat ihr Ziel erreicht. Für eine längere Ausstrahlung war sie gar nicht vorgesehen.

Zurück zum Stoiber. Man mag sich Angela Merkel nun als Richterin und Henkerin in einer Person vorstellen (oder auch nicht), mit Sicherheit hat sie Edes Handynummer parat. Auch am Wochenende. Und bevor die Union die Wahl verliert, ruft sie auch bestimmt an. Und auch mancher Journalist dürfte die richtige Nummer haben. Was für ein PR-Coup war dies nun? Wen hat der Stoiber denn ausgetrickst? Außer sich selbst?

Unter dem Strich hat Stoiber zwar einiges an Aufmerksamkeit bekommen. Doch der Rückzug wird wohl zurecht als Schwanz-einkneifen gewertet. Damit steht es 1:0 für die Ex-PDS bzw. -2:-1 im Kampf Stoiber gegen Merkel. Die einzige gute PR hat Lafontaine gemacht, als er auf Anfrage für ein Fernsehduell zugesagt hat. So schwer war das auch gar nicht.