Ich bin nicht katholisch, doch da der Papst heute in Bonn weilte, pilgerte auch ich zum Bundespräsidialamt. Und wartete dort geduldig in der zweiten Reihe hinter der Absperrung. Für 10.30 Uhr war sein Gespräch mit Horst Köhler angesetzt. Mit sieben, acht Minuten Verspätung eilte die Wagenkolonne heran. Und schwuppdiwupp war auch schon wieder alles vorbei. Wer zu spät kommt, muss eben schneller fahren.
Bild: Sebastian Schipulle
Der dezente Audi wäre glatt an uns vorbeigerauscht, hätten wir nicht die Motorradeskorte vorneweg mit ihren weißen Handschuhen als die Ankündigung seines Erscheinens gedeutet. Im Auto saß jemand im weißen Gewand, der so winkt, wie der Papst eben winkt. Es hätte auch jemand anderes sein können. Da es so schnell ging, hätte es nicht einmal ein Doppelgänger sein müssen. Wer weiß? Vielleicht ist der Papst auch durch den Hintereingang in die Villa Hammerschmidt geschlüpft.
Für viele Pilger wird der Kurzauftritt eine Enttäuschung gewesen sein. Sie warteten und sangen, standen letztlich aber in der dritten oder vierten Reihe, während das Papstauto auf der anderen Straßenseite fuhr und der Papst selbst sogar noch auf der falschen Seite des Wagen saß. Sie werden ihn nicht einmal aus den Augenwinkeln gesehen haben. So wie ich.
Auch der Papst hat nur ins Leere gewunken. Ohne Blickkontakt wenigstens zu einem der Menschen, die seinetwegen gekommen waren. Er wird sie nur diffus wahrgenommen haben. Benedikt XVI. hätte den Bundespräsidenten ruhig noch eine Minute länger warten lassen und die letzten 200 Meter vor der Einfahrt in die Villa Hammerschmidt im Schritttempo fahren können. Zumindest langsamer. Viele Menschen sind dann gegangen. Ich auch. Vielleicht hat er sich vor der Abfahrt den ausharrenden Pilgern dann doch gezeigt. Ich weiß es nicht.
Bild: Sebastian Schipulle