Dem deutschen Fernsehen muss es richtig schlecht gehen. Nicht nur den öffentlich-rechtlichen Anstalten, die sich in den letzten Jahren auf recht kreative Weise ein kleines Zusatzeinkommen organisiert haben, auch die privaten Sender jammern auf hohem Niveau. Sie fordern eine weitgehende Ausdünnung der Vorschriften in einer EU-Richtlinie, die das Einblenden von Werbung im laufenden Programm reglementiert. Was diese Tage in Liverpool beschlossen wird, soll Ende 2006 Gesetzeskraft erhalten.

RTL möchte mehr Werbeblöcke einblenden dürfen, die dann im Gegenzug kürzer sind. Bier holen mit Pinkelpause wird dann nicht mehr in einem Werbeblock zu schaffen sein. Dafür muss man allerdings auch nicht mehr so lange warten, wenn das Bier alle ist. Dies kann momentan bis zu 20 Minuten dauern. Unterm Strich ein Nullsummenspiel, aber RTL möchte noch mehr. (via newsroom.de).

Die neuen Regelungen sollen nicht mehr pro Stunde gelten, sondern für den ganzen Tag. Mit anderen Worten: Es soll Tageszeiten geben, an denen mehr Werbung läuft als an anderen. Oder: Top-Events werden mit Hasseröder, Krombacher & Co zugeballert, im Nachtprogramm läuft dafür eine Folge Magnum mehr. Der Verband der privaten Fernsehsender VPRT geht sogar noch weiter, für ihn gehören quantitative Vorgaben ganz abgeschafft. Der Zuschauer soll letztlich mit der Fernbedienung abstimmen, ob ein Programm noch erträglich ist.

Der VPRT fordert daher eine Reduzierung der Werbevorgaben in der Fernsehrichtlinie auf Grundregeln. Quantitative Werbevorschriften wie Werbezeitbegrenzungen sowie das Einfüge- und Blockwerbegebot sollten ganz abgeschafft werden. Statt dessen sollten die Zuschauer entscheiden, wie viel Werbung in den Programmen gezeigt werde. Die Vielzahl der Programme ermögliche es jedem, jederzeit auszuweichen, wenn ein Programm sich mit zuviel Werbung nicht mehr an den Zuschauerinteressen ausrichte.
Quelle: newsroom.de

Im schlimmsten Fall könnte man auf VIVA demnächst die Ansage hören: „Wir unterbrechen nun die Ausstrahlung von Klingelton-Werbung für ein kurzes Video. Bleiben Sie dran.“ Die Pay-TV-Sender würden sich sicher darüber freuen. Oder um es mit Dirk Bach zu sagen: Und ihr wundert euch noch, dass es euch schlecht geht.