Ja, da lacht das Herz des Schnäppchenjägers: In meiner Inbox liegt ein Gutschein von sipgate. Ich dachte, nur Amazon macht das. Ein Euro sieht nicht nach viel aus, damit kann ich aber immerhin 55 Minuten lang mit jemandem telefonieren, der von Voice over IP keinen blassen Schimmer hat. Mama zum Beispiel. Schließlich ist in vier Tagen schon wieder Sonntag.
Nun ja, ich hätte natürlich auch ohne sipgates Euro angerufen. Eigentlich ist die Mail nichts anderes als der Katalog vom Versanddienst xyz in meinem Briefkasten – nur weil ich dort vor drei Jahren mal was bestellt habe. Oder der ganze Spam-Müll in meiner Mailbox. Dass ich mich aber jetzt über die Mail freue, liegt wohl daran, dass sipgate so lange nichts von sich hat hören lassen. Marketing, das gefällt.
Den sipgate-Account habe ich bislang nur für eingehende Gespräche sowie für netzinterne Telefonate mit dem Kollegen Wagenhöfer genutzt. Bis eben hatte ich keinen einzigen Euro auf meinem Kundenkonto stehen. Das weiß natürlich auch sipgate. Aber habe ich diese Mail nun bekommen, weil man mich auch tatsächlich über die sipgate-Nummer anruft? In der Mail heißt es: „Neben eingehenden Gesprächen bietet sipgate auch hervorragende Tarife ins Fest- und Mobilnetz, und zwar national und international.“ Oder ging die an jede Karteileiche raus? Hmm.
Werde ich den Euro jetzt auch nutzen? Und Gefahr laufen, dass das Gespräch abbricht, wenn Mama mir in Minute 56 erzählt, zu welcher Uhrzeit die Nachbarn mal wieder die Straße gefegt haben? Der Euro ist wohl eher eine Notration – für den Fall, dass der VoIP-Provider meiner Wahl mal keine Verbindung herstellt. Dort telefoniere ich übrigens für 1 Cent pro Minute. Bei einem Euro würde das für 100 Gesprächsminuten reichen. Da dürfte dann auch Papa mal ein paar Worte sagen.