Wer irgendwann einmal Kants „Kritik der reinen Vernunft“ zur Hand genommen hat, weiß: Der Mann war nicht doof. Aber unter Umständen ist man es selbst. Denn Kant ist mitnichten leichte Kost. Und infolge dessen buckelt der deutsche Untertan bekanntlich auch brav vor der Wissenschaft.
Dort wird – zumindest in Deutschland – verschachtelt formuliert, was das Zeug hält. Mit möglichst vielen Nebensätzen. Der Vorzug des Substantivs vor dem Verb ist die Regel. Am besten noch eng gedruckt auf dünnem Papier. Wahre Liebhaber leihen sich sogar die Altausgabe in Frakturschrift aus. Und ein Großteil der Beamtenschaft hat sich eine dicke Scheibe davon abgeschnitten. Wer umständlich und unverständlich formuliert, kann nur Recht haben. Also lieber mal das Maul halten.
Denkste, sagt Daniel Oppenheimer im „Journal of Applied Cognitive Psychology“. Alles, was den Lesefluss stört, lässt an der Intelligenz des Autors zweifeln. Ellenlange Wörter und verspielte Schriftarten zum Beispiel. Da guckst du! Was? „It’s important to point out that this research is not about problems with using long words but about using long words needlessly.“ (Zitat via Dienekes‘ Anthropology Blog) Und Spiegel Online titelt: „Simple Sprache wirkt intelligenter“.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die „Offene Gesellschaft und ihre Feinde“ von Karl Raimund Popper von vielen nicht ernst genommen wurde – eben weil er verständlich geschrieben hat. Oder anders gesagt: Was man verstanden hat, kann man umso leichter zerreißen. Man schaue sich nur die Blogosphäre an. Aber was dort von den Lesern per Kommentar abgelassen wird, ist meist nicht wirklich intelligent. Quod erat demonstrandum.
Wer es besser machen will, dem sei nach wie vor ein Buch von Wolf Schneider empfohlen. Anders als bei SpOn sei hier Das neue Handbuch des Journalismus genannt. Wer ein Beispiel für Klarheit im Webdesign sehen möchte, soll sich nur einmal die Startseite von Google anschauen. Alles klar?