Wenn das Bier ausgetrunken ist, gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Bis zur nächsten Werbepause warten und Nachschub holen. 2. Timeshift-Taste auf der Fernbedienung drücken und pinkeln gehen. Dumm nur, wenn diese nicht funktioniert, dann kommt Variante drei ins Spiel: Fernbedienung an die Wand schmeißen und morgen eine neue kaufen. Zumindest neue Batterien.
Mittschneiden ist natürlich nur für den Hausgebrauch erlaubt. Die Rechte liegen beim Sender, und der möchte seinen Daumen darauf behalten. Verständlich. Gelangen Filme ins Free-TV, sind sie bereits in der Dritt-, Viert- oder Fünftverwertung. Aktuelle Fernsehserien jedoch sind der Renner jeder Tauschbörse. Ärgerlich für die Sender, denn die Produktion der A-Serien wird immer teurer. Da kann auch iTunes nichts gegen ausrichten, wo es neuerdings einige A-Serien zu kaufen gibt.
Golem berichtet nun von einer Gesetzesinitiative in den USA. Also nichts, was uns in den nächsten Wochen konkret betrifft. Es geht hier auch gar nicht darum, dass es um digitale Umwandlung analoger Signale geht. Da sollen beim Kopieren den Videos irgendwelche Signale hinzugefügt werden. Ob das so im Wortlaut umgesetzt wird, steht in den Sternen.
Der Punkt ist jedoch, dass die Film- und Fernsehindustrie Kontrolle über meinen Videorekorder erlangen möchte. Wenn die Timeshift-Taste nicht funktioniert, kann es in Zukunft eben auch bedeuten, dass Herr de Posch meinem Videorekorder verboten hat, die Desperate Housewives aufzunehmen. Da kann ich so lange auf der Fernbedienung rumdrücken, wie ich will. Auf die Frage „Wer hat die Macht?“, antwortet vielleicht irgendwann die Familie unisono „Pro Sieben“. Dafür muss ich mir dann keinen digitalen Videorekorder zulegen.
Was hier ausgetragen wird, ist natürlich ein Kampf der Interessen: Soll das alte System so bestehen bleiben, wie es ist, und lediglich mit Gewalt auf neue Techniken übertragen werden? Oder soll sich die Mediennutzung im Wohnzimmer ändern dürfen? Immer mehr Informationen überkommen den einzelnen User, da muss intelligent ausgewählt werden. Wenn der digitale Videorekorder Einzug ins Wohnzimmer hält, verdient der Sender zwar weniger an Werbung, dafür hält aber der Gerätehersteller das Geldsäckchen auf. Ist das so schlimm?
Was die Film- und Fernsehindustrie im Kern will, ist nicht praktikabel. Die Vorschläge laufen meist auf das klassische DRM hinaus: nur mit Qualitätseinbuße aufnehmen, Anzahl der Kopien begrenzen oder die Aufnahme komplett verbieten. Und was passiert, wenn Windows mal wieder neu installiert werden muss? Oder wenn der Server streikt, wo meine Rechte zentral abgelegt sind? Im vorliegenden Gesetzentwurf werden als Alternative auch Wasserzeichen genannt. Auch nicht schön, aber zumindest habe ich dann wieder die Macht über die Fernbedienung und kann pinkeln gehen, wenn mir danach ist.