Nach der Blase ist vor der Blase. Den Niedergang der New Economy scheint mancher nur zu gut verdaut zu haben. Mittlerweile wird wieder geträumt: Die Nerds erschaffen gerade das Web 2.0, einige Blogger machen Platz im Portemonnaie fürs große Geld, da will ich natürlich mitverdienen. Wie das geht? „Ausgebucht: Einzelne Internet-Seiten von Werbeaufträgen überschwemmt„, titelt heise online. 18 Monate muss man bei einigen Portalen warten, bis man dort Werbung schalten darf. Wenn ich dort Finanzchef wäre, würde ich schleunigst die Anzeigenpreise raufsetzen. Und die schnellste Buchung wäre selbstverständlich die meines Urlaubs in der Südsee.
Hmm, so einfach ist es wohl dann doch nicht. Ich nehme an, diverse deutsche Blog-Kommanditisten wissen dies bereits. Aber weiter im Heise-Text: „Die 50 größten Seitenbetreiber ziehen mit 96 Prozent nahezu die gesamten Werbemittel auf sich. Davon wiederum fließt das meiste an die großen Vier ? Yahoo, Google, AOL und MSN ? die im Schnitt drei bis vier Millionen Besucher pro Tag zählen.“ Das bezieht sich zwar alles auf die USA, wer aber die fette Werbung auf Spiegel Online sieht und sonst nirgendwo, weiß, dass es hierzulande nicht anders ist.
Weitere Profiteure des seit Jahren angekündigten Online-Werbebooms sind „Spezialseiten mit Inhalten zu Autos, Film, Reisen, Unterhaltungselektronik und Finanzdienstleistungen“. Bei entsprechend niedrigem Kostenniveau („Du willst nach Tarif bezahlt werden? Ich kann dich auch gerne durch zwei Studenten ersetzen.“) bleibt da der eine oder andere Euro übrig. Nein, nicht um ihn zu reinvestieren, sondern um ihn in Bulgarien auszugeben. Am Schwarzen Meer lässt sich gut Urlaub machen, es muss nicht unbedingt die Südsee sein. Die alten New-Economy-Zeiten sind nun wirklich vorbei.