Gestern am späten Abend, nach einigen flüssigen Stunden heimgekommen und schnell nochmal ins Netz geschaut. Oha! „Rechtradikalismus: Franz Schönhuber ist tot“ – so stand es bei Spiegel Online. Wie soll ich das denn nun verstehen? Zugegeben Rechtradikalismus ist eine böse Krankheit, aber daran stirbt man doch nicht. Es sei denn, man wird von Radikalen aus einer anderen Ecke tot geschlagen. Das wäre die zweite Möglichkeit gewesen. Herr Schönhuber ist allerdings einer Lungenembolie erlegen. Mal schauen, wie lange der Redigator von Spiegel Online am Dienstagmorgen braucht, um die Überschrift zu überarbeiten.
Der Morgen kam, die Schönhuber-Meldung blieb ohne Änderung online. Doch eben gerade habe ich nochmal nachgeschaut. Überraschung Nummer eins: Es gibt Wichtigeres zu berichten, auf der SpOn-Startseite lässt sich nichts mehr von Schönhubers Tod finden. Ein Blick ins Politik-Ressort offenbart die zweite Überraschung: Die Überschrift wurde abgeändert. „Rechtsradikalismus: Franz Schönhuber gestorben“ steht nun dort. Das hört sich doch schon etwas mehr nach Altersschwäche an.
Der Spiegel hat bekanntlich den Doppelpunkt in Bildunterschriften geprägt. Was manchen Deutschprofi verwundern ließ: Hatte doch der Teil vor dem Doppelpunkt oft nichts mit dem zu tun, was dahinter folgte. Vor allem sollte man keinen kausalen Zusammenhang zwischen beiden Teilen suchen. Und diese Liebe zum Doppelpunkt pflegt Spiegel Online auch in seinen Überschriften. Und wenn ich ehrlich bin: Ich finde es auch très chic.