Bei Ostern denke ich sofort an Legebatterie. Nicht ganz so schlimm wie Weihnachten, aber immerhin. Der Feiertagstourismus. Wer da noch billig mit dem Supersparpreis der Deutschen Bahn fahren und dazu auch noch einen Sitzplatz ergattern möchte, muss rechtzeitig buchen oder wohl oder übel in Kauf nehmen, in den Randzeiten unterwegs zu sein.
Deutsche Bahn: Die Ex-Behörde stempelt gerne ihre Verspätungen ab
In meinem Fall: Abfahrt Karfreitag morgens kurz nach sechs Uhr, Ankunft wieder zuhause Montagabend kurz vor Mitternacht. Was soll’s? Mit der richtigen Strategie lässt sich jede Bahnfahrt überstehen. Frühmorgens rein in den Zug, gemütlich machen (soweit das überhaupt geht) und weiterdösen. Der Schaffner hatte wohl heute die gleiche Idee, zwischen Bonn und Mainz habe ich ihn kein einziges Mal gesehen. Schade eigentlich, hätte ich ihn doch gerne gefragt, ob ich noch meinen Anschlusszug erreichen werde.
Mit knapp zehn Minuten Verspätung kamen wir in Mainz an. Sechs Minuten hätte ich laut Fahrplan für den Umstieg gehabt, die zwei, drei Restminuten hat der ICE doch sicher auf meinen EC gewartet. Immerhin fahren ja nicht mehr so viele Fernzüge über Mainz, seitdem die neue Strecke Köln-Frankfurt gebaut ist. Aber nix da. Der Anschusszug ist weg. Die mäßig freundliche Servicefrau am Bahnsteig war noch weniger kompetent, als sie freundlich war. So landete ich beim Service Point. Als Supersparpreisbucher mit Zugbindung brauchte ich eine neue Verbindung und einen Stempel auf meiner Fahrkarte. Kafka lässt grüßen.
Die Schlange vor mir war kurz, das Gespräch jedoch dauerte lange. Irgendjemand war dort überfordert. Dass mir in dieser wertvollen Zeit ein weiterer ICE vor der Nase wegfuhr, musste ich nicht befürchten. Die große Abfahrtafel neben dem Service Point war eindeutig: Da fuhr erst einmal lange Zeit gar nichts, was nach Fernzug aussah und in meine Richtung ging.
Zurück zu meiner Bahnfahrstrategie. Die sah vor, nach dem Zugwechsel in Mainz den Speisewagen aufzusuchen. Frühstücken. Um dann nach einem weiteren Wechsel in Mannheim das Buch zur Hand zu nehmen. Und was machte der Chefstratege am Service Point in Mainz? Er setze mich in einem Regionalexpress nach Saarbrücken. „Wenn Sie sich beeilen, kriegen Sie den noch.“ War gar nicht so schwierig, der hatte nämlich auch zehn Minuten Verspätung. Sein Monitor hatte ihm das nur nicht verraten.
Jetzt bin ich zwar hungrig, werde dank einer Notration in meiner Tasche allerdings nicht verhungern. Vielleicht wäre ein üppiges Frühstück auch gar nicht gut gewesen. Dank moderner *hüstel* Dieseltechnik werde ich behäbig, nein, nicht in den Schlaf, sondern durch die Gegend geschaukelt.
Sogar eine Stunde früher sei ich da, sagte er mir. Eine Stunde früher als was? Eine Stunde früher als die nächste Fernzugverbindung? Mag sein. Bestimmt aber eine Stunde später als die EC/ICE-Verbindung, die ich gebucht hatte.
Nun folgen zweieinhalb Stunden im Bummelzug. Was mache ich jetzt? Das Buch zur Hand nehmen? Dann doch lieber den Treo 650. Mal schauen, ob ich auch von unterwegs diesen Blogeintrag absetzen kann. Noch bin ich nicht angekommen. – Nun ja, es hat natürlich nicht geklappt. Dank WordPress. Daher also nun etwas verspätet und vom Zielort.