Ich bin böse, ich weiß. Ich lese den Spiegel höchstens, wenn ich mal einen Freund besuche und dort aufs Klo muss. Spiegel Online konsumiere ich dagegen zuhause, ebenfalls für lau. Am besten stündlich. Und auf die Banner klicke ich auch nicht, das drückt dann zusätzlich noch den TKP – naja, zumindest theoretisch. Doch in der Spon-Strategie-Abteilung überlegt man sich so allerhand Kleinigkeiten, um den Leser doch noch zu einem zahlenden Leser zu machen. Heute: kostenpflichtige Artikel.

Die gab es, glaube ich, früher schon einmal. Habe ich aber nie beachtet, weshalb sie auch nicht so ins Augenmerk gerückt wurden, sondern dann lieber gleich das komplette E-Paper. Seit Anfang des Jahres gab es immer mal wieder kleine Änderungen, ein Spiegel-Logo hier, ein Link aufs E-Paper dort. Die neueste Masche: Vorabveröffentlichungen am Freitag, die ohne Werbung daherkommen, stattdessen mit einer riesigen knallroten Sidebar, die ausschließlich für das E-Paper wirbt. Letzte Woche zum ersten Mal gesehen.

Und eben gerade? Zwei ergänzende Artikel zum Aufmacher (Dossiers kann man die wohl noch nicht nennen), kommen mit einem Euro-Symbol daher. Klickt man darauf, wird man aufgefordert, 50 Cent zu berappen. Ich frage mich nur: Wer ist so dumm, das zu bezahlen? Ich denke nach wie vor, dass man Texte im Internet nur verkaufen kann, wenn sie einen tatsächlichen Mehrwert haben. Das könnten einzelne Artikel aus dem Spiegel Print sein, die online nicht erscheinen. Zum Beispiel Interviews im Wortlaut. Oder meinetwegen auch echte Dossiers, die viele Artikel zu einem Thema bündeln. Aber „Bolivien: Morales will Diäten radikal kürzen“ gehört sicherlich nicht dazu.

Nachtrag vom 2. Mai

Spät in der Nacht waren die Eurosymbole natürlich verschwunden. Und sie blieben es auch heute im Laufe des Tages. Nicht weil wir darüber geschrieben haben (wäre ja noch schöner), es war wohl nur ein Versuchsballon.