Lieber Thomas Pany,

vielen Dank für deinen lehrreichen Beitrag „Missverständliche E-Mails“ im Onlinemagazin Telepolis. So recht hat sich mir allerdings nicht erschlossen, worauf du hinauswillst.

> E-Mails können anders als Gespräche leichter zu
> Missverständnissen, Verstimmungen und Streit führen, so
> das Ergebnis von Forschungen zweier amerikanischer
> Wissenschaftler.

> die zum emotionalen Dekodieren von Mitteilungen fehlenden
> nonverbalen „Schlüssel“ wie begleitende Mimik und Tonlage
> der Stimme,

Soll das nun heißen, dass jede E-Mail von Smilies, *gähn*s und ROFLs verziert werden soll, um zumindest den Anschein zu erzeugen, dass es sich um zwischenmenschliche Kommunikation handelt? *wunder*

> der von Mails erzeugte, „gefühlte“ Druck, schnell zu
> reagieren, was zu Nachlässigkeiten führt

es gibt hatl leute die schreibn mails wie sms… aber das hat es früher schon (!) beim Verfassen von Briefen auch gegeben. Zur Briefkultur gehörte eben immer auch eine Briefunkultur. Wie habe ich es gehasst, mich nach Weihnachten und Geburtstag bei meiner Tante für das Geschenk zu bedanken. Ich wusste nie, was ich schreiben sollte. Und dass das Ganze zügig vonstatten ging, dafür sorgte meine Mutter. Schließlich hatte meine Schwester Mitte Januar schon wieder Geburtstag.

Das Problem ist weniger, ob die Leute ihre Texte auf Papier schreiben oder in die Tastatur hacken, es kommt darauf an, wieviel Zeit, Ruhe und Sorgfalt sie sich nehmen. Deshalb lassen sich die schnell getippte Antwort auf der Arbeit mit der langen Mail an den Freund in Übersee auch nicht in einen Topf werfen. Und meistens hilft es schon, die neuen Mails alle ein, zwei Stunden manuell abzurufen. Statt dies dem Mailprogramm im Zehn-Minuten-Rhythmus zu überlassen.

> und die Schwierigkeit über E-Mails persönliche Beziehungen
> aufzubauen, die Missverständnisse abfedern können.

Aber wer will das schon? E-Mails und Briefe sind doch nicht dazu da, neue Leute kennenzulernen. Es geht doch darum, bestehende Beziehungen zu erhalten oder einfach nur Informationen auszutauschen. Jede Kommunikationsform hat ihre Berechtigung: ob schriftlich oder mündlich, ob gleichzeitig oder zeitversetzt. Der Inhalt bestimmt die Verpackung.

> Als Lösung für solche Kommunikationsdefizite schlagen die
> Wissenschaftler folglich den bewährten Griff zum Telefon
> vor. Am besten sei allerdings ein persönliches Gespräch
> „Face to face“. Das würde nicht nur die „Pufferzone“
> gegen Missverständnisse erhöhen, ein Gespräch würde auch
> zum Austausch von „drei Mal so viel Informationen“
> gegenüber einer E-Mail führen

Sollen wir deshalb gleich alle Technik verbannen und mit allen Freunden in eine gemütliche Landkommune ziehen, um dort alle Probleme „face to face“ auszudiskutieren? Ey, du. – Wohl kaum. Es ist einfach nur nett, sich nach einem schönen Abend bei Freunden per Mail zu bedanken. Oder nützlich, vor eine dienstlichen Besprechung anzukündigen, worum es überhaupt geht.

Ich finde, manches Telefonat sollte man sich sparen und dafür lieber mal eine kurze E-Mail schicken. Aber das ist nur meine, unwissenschaftliche Meinung.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Giesecke

P.S. Und wenn nun jemand glaubt, ich hätte Thomas Pany missverstanden, er hätte sich die Ergebnisse der Wissenschaftler zu eigen gemacht, nein, das habe ich nicht. Ich wünsche mir sogar mehr solche Beiträge auf Telepolis.