So absehbar wie der Spielaufbau mancher WM-Mannschaft: Wenn die Sabine den Ball an den Günter abgibt, was macht dann die Maybrit? Die Zeit interviewt sie. Nichts daran auszusetzen. Die Zeit fragt: „Ist der politische Journalismus in Deutschland noch zu retten?“ Frau Illner antwortet: „Es gibt genug zu berichten, zu diskutieren und zu kritisieren. Und: Die große Koalition ist kein Friedhof der Kuscheltiere.“ Wie bitte? Weiß sie überhaupt, um was es in dem Buch geht?

Als ich noch Schüler war, zog ich mich nach dem vom Mama servierten Mittagessen meist zum Lesen zurück. Und mit etwas Glück reichte die Mama dann auch anschließend noch eine Tafel Schokolade ins Kinderzimmer. Und ich kann mich noch gut erinnern, es war eine Sarotti Crisp, ich las wie gebannt Stephen Kings Friedhof der Kuscheltiere (vielleicht war es auch Sie), als ich die Tafel öffnen wollte, aber die war schon geöffnet. Und die Schokolade war weg! Nur ein paar Krümel lagen noch auf dem Staniolpapier. – So spannend finde ich das, was in Berlin veranstaltet wird, nun auch wieder nicht.

Aber das meinte Frau Illner wohl gar nicht. Wahrscheinlich wollte sie bloß sagen, dass die große Koalition gar nicht so kuschelig ist und immer noch genug Streit abfällt, über den sich berichten lässt. Nicht kuscheln – keine Kuscheltiere – kein Friedhof der Kuscheltiere. So war wohl die Assoziationskette. Wie der Friedhof da reinkommt, ist mir allerdings, mit etwas Vernunft betrachtet, schleierhaft. Anderfalls würde ich von einer ‚Freudschen Fehlleistung‘ ausgehen. Große Koalition und Friedhof kann man durchaus schon mal in Verbindung bringen.

Bei aller Kritik, das Bild ist gar nicht so schlecht gewählt. War das in dem Buch nicht so? Wem man liebevoll das Bett bereitete, kehrte schließlich als Monster zurück? Da kann ich mich als Wähler doch durchaus wiedererkennen.