Das ist der Spaß eines jeden Neuntklässlers: Er verpackt eine Handvoll Puderzucker ordentlich in Haushaltsfolie und bietet diesen „Beutel mit weißem Pulver“ auf dem Schulhof einem Fünftklässler zum Kauf an. Natürlich als reines Kokain. Die Schrecksekunde mag jetzt unterschiedlich lange dauern, aber so doof ist kaum ein Fünftklässler (mehr): Wie wahrscheinlich ist es eigentlich, dass ein Neuntklässler ein Päckchen Kokain mit sich herumschleppt?

Diese „Beutel mit weißem Pulver“ kommen aber noch woanders vor, zum Beispiel in Koffern, die zuerst beim Fundbüro der Deutschen Bahn AG abgeben und schließlich dann an das LKA oder BKA weitergereicht werden. „Ermittler haben in einem der Bombenkoffer einen Beutel mit weißem Pulver gefunden.“ Soweit der Sachverhalt. Und weil der Leser in den Augen von Spon das Niveau von Fünftklässlern zu haben scheint, schiebt Spiegel Online noch eine Erklärung hinterher: „In dieser Form kommt auch der Milzbranderreger Anthrax vor.“ Aha!

Aber doch nicht in der freien Natur, oder? Wo haben denn dann die ganzen antraxverpackenden Kreaturen die Haushaltsfolie her? Und wo überall kommt diese denn „in dieser Form“ so vor? Ich bin gespannt, auf welche Assoziationen Spon bei einer milchigen Flüssigkeit im Döschen kommt, die haben uns die Neuntklässler nämlich auch gezeigt, damals. – Darf man darüber Witze machen? Darf man! „Nach kurzem Schrecken stellte sich die Substanz als harmlos heraus.“