Als ich vor zwei Tagen in meinen Posteingang schaute, fand ich dort eine Mail von der Bloggerin und PR-Agentur-Chefin Stefanie Berg, an dieses Blog hier adressiert. Ich wurde eingeladen, über ein neues Format für Pressemitteilungen mitzudiskutieren, aufgehangen an einer Pressemitteilung, die dann heute offiziell freigegeben wurde. Ich wusste nicht so recht, was ich damit anfangen sollte. Ein wenig Bloggersolidarität ließ mich dann doch darüberschauen, aber letztlich sah die Mail wie eine nicht angeforderte Pressemitteilung aus. Und die mag ich gar nicht. Der heutige Blick in ihr Blog zeigte, dass dort diskutiert wird, aber nur von PR’lern und Corporate Bloggern. Wer will es mir verübeln, dass ich in dieser Gesellschaft ein wenig fremdel?

Ich sollte wohl erst einmal erzählen, worum es überhaupt geht. Vor- und zur Diskussion gestellt wurde ein neues Format für Pressemitteilungen. Neu, so dachte ich mir, muss es wohl sein, wenn es sich 2.0 nennt. Wobei auch das nur ein vorläufiger Name sein soll. Beim Storyblogger wurde so etwas schon einmal etwas schematischer vorgetellt: Vorsicht PDF. Und was ist nun neu daran? Nix! Ich habe keine Ahnung, warum so viel Tamtam darum gemacht wird.

Bei der Pressemitteilung 2.0 handelt es sich um ein Onlineformat. Ich denke mal, dass man eine E-Mail erhält oder das Ganze per RSS abonniert haben muss, um einen Link zu erhalten, der mich dann auf die Seiten des Herausgebers der Pressemitteilung führt. Da gibt es dann eine Überschrift und einen Langtext, der ein wenig unlogisch Zusammenfassung heißt. Für den schnellen Überblick sind gespiegelstrichte (hihi) Fakten vorangestellt, T-Mobile macht das bereits seit Jahren so.

Mir neu ist, dass die Zitate seperat geliefert werden. Ich habe die (fast) immer rausgestrichen, PR-Müll. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass zitatdurchwinkende Journalisten sich die Mühe machen, diese wieder einzubauen. Ich persönlich finde die Trennung allerdings gut, sie würde mir etwas Arbeit ersparen.

Dann folgt das Multimedia-Material, das in einer gut gemachten E-Mail-Pressemitteilung auch nur einen Klick weit entfernt ist. Die hier angebotenen Bilder fand ich jedenfalls nicht überzeugend. Schließlich gehört es schon zur Pressearbeit 1.0, brauchbare Bilder anzubieten. Ich hatte mal mit einem Handy-Hersteller zu tun, der keine Bilder online hatte, wenn die Pressemitteilung verschickt wurde. Man musste erst einen halben Tag darauf warten, dass die Produktfotos in der Zentrale auf einem anderen Kontinent hochgeladen wurden. Die Lösung des Problems war dann recht unkonventionell, man schickte eine E-Mail an die deutsche Pressestelle, innerhalb einer Viertelstunde hatte man dann die Bilder, ebenfalls per Mail.

Da war dann die Technik oder der Prozess, wie es so schön im Unternehmensberaterdeutsch heißt, suboptimal, dafür funktionierte die zwischenmenschliche Kommunikation. Wenn die Pressemitteilung 1.0 handwerklich gut gemacht ist, einen Link zum Bildmaterial im Pressebereich der Website enthält und die Pressestelle telefonisch erreichbar ist, dann bin ich ganz zufrieden. Und was ich gar nicht mag: Adressdatensatzkonvertierer und PR-Verteilermultiplizierer.

Die Pressemitteilung 2.0 war aber noch nicht zu Ende. Es gibt den üblichen Über-uns-Part, Links zu Firmen, Hintergrund und Weblogs, Tags, die unvermeidlichen Links zur direkten Aufnahme in diverse Bookmarksammlungen, RSS-Feeds sowie die Kontaktinformationen.

Das einzige Zweinullige daran sind vielleicht noch die Links zu den Bookmarkdiensten. Aber mal ehrlich, wenn ich dokumentieren möchte, was eine Pressestelle verschickt hat, dann speicher ich das lokal auf meiner Festplatte (da verändert es sich nicht plötzlich wie von Geisterhand) und verlinke es nicht über einen Bookmarkdienst. Was soll ich mir die Arbeit machen? In den wenigen Fällen, wo ich eine alte Pressemitteilung suche, gehe ich zur Website und finde sie dort im Archiv. Andernfalls ist das Unternehmen nicht wert, dass darüber berichtet wird.

Liebe PR-Kollegen, verschickt weiterhin eure Pressemitteilungen per E-Mail und lasst den ganzen Schnickschnack weg.