Jetzt aber schnell, die Zeit drängt. Dieser Telepolis-Artikel muss unbedingt gebloggt werden! Jetzt aber schnell, ich habe schließlich noch anderes zu tun. Drüberlesen? Keine Zeit! Einfach runterschreiben und raus damit. Vier-Augen-Prüfung? Iwo! Der Wagenhöfer ist im Urlaub und hat eh einen veralteten Duden im Kopf. Petra Vitoline Naldini schreibt für Telepolis über „Aktuelle und zukünftige Medientrends„. Der Untertitel kündigt zwar an, es ginge auch ums Fernsehen („Quo vadis TV?“), aber zuerst wird erst einmal der Bestand aufgenommen. Und was diesen Bestand so schnell verändern lässt, ist das Internet. Wie sollte es auch anders sein?

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Wer so arbeitet, wie es dort beschrieben steht, wird sich vor einen Spiegel gestellt sehen. Für ihn beschreibt Petra Vitoline Naldini keinen Trend, es ist bereits traurige Wirklichkeit. Das Bild, das vor meinen Augen auftaucht, ist folgendes: Texten nach Zeitvorgabe, acht Meldungen am Tag, einer pro Stunde. Abzüglich Konferenzen, E-Mail-Korrespondenz, Konkurrenzbeobachtung und Flurfunk bleiben da zwischen zwanzig und vierzig Minuten zum Durchwinken einer Pressemitteilung oder Agenturmeldung. Das reicht gerade einmal, um Überschrift und Lead neu zu texten und die schlimmsten Schwülste aus der Textvorlage zu entfernen. Leider wird so oder so ähnlich in vielen Low-Budget-Onlineredaktionen gearbeitet.

Sehr schön zu lesen, sind die kleinen Wahrheiten, die in jeden Redaktionsrichtlinien stehen sollten – als Beispiel, wie man es eben nicht macht.

„Liegt der Content erst einmal digitalisiert vor, so muss er vom Newsdesk auch möglichst schnell, verlustfrei und ohne langes Zögern und Nachdenken unter die Leute“.

„‚Über Nacht noch mal geschlafen‘ wird heute über keinen Text mehr“.

„Es geht im Web nur noch um schnelle Tickermeldungen, die Hits bringen.“

„Drei kurze Texte oder Fotostrecken bringen mehr Klicks und damit Werbeeinnahmen als ein langer Text, auch wenn letzterer den Leser mehr fesselt und wiederkommen lässt.“

Zum Schluss geht es dann wie angekündigt noch ums Fernsehen, aber das ist nicht meine Baustelle. Außerdem war mir der Text eh viel zu lang. Wer soll das denn alles lesen? Ihr! Zumindest den Anfang.