Manche Überschriften riechen förmlich nach PR. Auf Golem ist heute zu lesen: „Zahlen mit dem Handy – oder eher nicht?“ Wer bitteschön interessiert sich denn für dieses Thema? Der Leser? Diese haben immerhin ein paar Kommentare hinterlassen. Aber der breiten Masse geht M-Payment, wie es neudeutsch so schön heißt, am Arsch vorbei. Der Redakteur? Der hat immerhin eine zweiseitige Meldung daraus gemacht. Wahrscheinlich nicht einmal, um Page Impressions zu schinden, sondern um die Geschichte ein wenig runder zu machen. Immerhin hat er zwei Quellen miteinander verbunden. Nicht einmal dazu ist mancher Onlinejournalist in der Lage.

Zwei Frauen mit dem Handy in der Hand
Zwei Bonner M-Payment-Kundinnen (Screenshot von stadtwerke-bonn.de)

Und genau diese Quellen, ein Lobbyverband und eine Unternehmensberatung, haben wohl das eigentliche Interesse an dem Thema. Und um dem Redakteur richtiges Zahlenmaterial an die Hand zu geben, haben sie Umfragen durchgeführt. Oder Studien erstellt. Oder wie auch immer. Der Branchenverband eco hat dabei herausgefunden, dass 78 Prozent der Befragten mobile Zahlungsmethoden für wichtig halten. Oder so. Soso.

In diesem Fall bedeutet „der Befragten“ allerdings nichts anderes als: Dies ist keine repräsentative Umfrage, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Und Golem fügt auch richtig hinzu, dass nur „54 Branchenkenner“ befragt wurden. Aussagen, die daraus abgeleitet werden, sind für die Katz. Steria Mummert Consulting schließt nicht weniger propagandistisch von zehn Prozent von 107 Entscheidern auf die gesamte Branche. Welche wichtigen Entscheider auch immer sich Zeit für Mummert genommen haben. Herr Obermann von der Deutschen Telekom vielleicht?

Man kennt diese Propaganda-PR. Man kennt auch den Druck, unter dem Onlinejournalisten gerne solche Pressemitteilungen nach Entfernung der größten Böcke durchwinken. Golem hat sich auch sehr schön distanziert, unterschwellig, indem die geringe Anzahl der befragten Personen betont wurde. Aber muss man wirklich solche Geschichten bringen? Wenn man als Onlinemagazin über dieses Thema berichten möchte, gibt es viel bessere Aufhänger als die Propaganda-PR.

Hier in Bonn kann man sein Bahnticket per SMS bezahlen. Das funktioniert recht gut, wenn man im Stadtgebiet bleibt, und schon nicht mehr, wenn man nach Köln möchte, das noch zum selben Verkehrsverbund gehört. Warum nicht jemand aus der Zielgruppe „junge Leute“ zu Wort kommen lassen? Auch Onlinejournalisten dürfen auf die Straße gehen und sich O-Töne einholen. Mit dem MP3-Player und der Digicam in die Mittagspause gehen. Warum denn eigentlich nicht?