Es war schon eine gewisse Erregung zu spüren, wenn man vor zehn Tagen die Berichte über das Apple iPhone las. Der gemeine Technikjournalist war wie elektrisiert – und erwartete nicht weniger von seiner Leserschaft. Als ein solcher Leser, denn in San Francisco war ich gerade nicht, sog ich zunächst jede Zeile Newsmeldung auf, die ich im Internet fand. Doch dann lies ließ mich das Thema kalt. Beim Apple iPhone handelte es sich erst einmal nur um eine Bühnenshow. Marktreife, irgendwann in ein paar Monaten. Wir sprechen uns dann wieder.

Scan der Connect-Titelseite
Ist angucken bereits ein Praxistest?
(Ausschnitt von der Connect-Titelseite Februar 2007)

Am Mittwoch oder Donnerstag lag dann die Connect im Briefkasten: „Apple iPhone im Praxistest“ Wow! Wenn die Connect ein Handy testet, dann schickt sie es ins Versuchslabor: Strahlung messen, zehn Mal zu Boden fallen lassen und so. Das hätte Apple sicherlich nicht erlaubt, aber dass ein Connect-Redakteur vor Ort war und es auch mal in die Hand nehmen durfte – immerhin ist die Connect laut eigener Aussage „Europas größtes Magazin für Telekommunikation“-, das konnte ich mir schon vorstellen. Warum sollte die Connect auch sonst „Apple iPhone im Praxistest“ aufs Titelblatt schreiben?

Im Editorial heißt es dann: „connect ist der Frage ob ihrer Brisanz gar in mehreren Erdteilen und auf mehreren Ebenen fast in Echtzeit nachgegangen: Im Konferenzraum der Stuttgarter Redaktion, vor Ort in San Francisco und WorldWide Web unter connect.de.“ Um solche Sätze zu schreiben, muss man wohl Germanistik studiert haben. Oder nichts zu sagen. Weiter hinten im Editorial wird dann auch die Lautstärke zurückgefahren: „Wir freuen uns auf die Bewegung im Markt, auf den Rummel um das Wunderphone und auf die ersten harten Fakten aus Labor- und Praxistest.“ Freuen? Also doch kein Praxistest in dieser Connect oder wie?

Was dann auf Seite acht der Connect folgte, war bloß das lau Aufgewärmte der schon vor zehn Tagen gierig hinuntergeschlungenen und längst verdauten Internetmeldungen. Am Samstag lag dann die c’t im Briefkasten.

Die c’t hat natürlich auch nicht das iPhone in der Hand gehabt, obwohl die bestimmt auch Europas größtes Magazin für irgendwas ist. Die würden das aber nie auf den Titel schreiben und fassen deshalb auch nur zusammen, was man vor zehn Tagen bereits im Internet gelesen hat. Dennoch bin ich hinterher schlauer. Denn was ich im Internet aufgrund des schnellen Raushauens zu lesen bekam, war nur eine Aneinanderreihung von Details, Stückwerk. Was Stephan Ehrmann in der c’t über zwei Seiten geschrieben hat, war ausgewogen. Und das ist auch der Grund, weshalb ich immer noch die c’t abonniert habe. Vernünftige Langtexte sind im Internet immer noch kaum zu finden.