Es ist üblich, manchen Texten einen Disclaimer vorauszuschicken. Mein Opa hat seit den Zwanzigern oder Dreißigern für die Reichsbahn gearbeitet, mein Vater später für die Deutsche Bundesbahn. So bin ich aufgewachsen, vollgestopft mit Bahn-Privilegien und reichlich Wissen darüber, wie die Bahn funktioniert. Hmm. So ein Disclaimer ist eigentlich dazu da, dem Leser eventuelle Abhängigkeiten aufzuzeigen, wenn sich der Text zu gut liest. Ich hätte mir den Disclaimer also auch sparen können. Scheiß Bahn.
Am Montag habe ich meine Freundin zum Zug gebracht und wollte eine Station mitfahren. Ich habe zwar eine Netzkarte für den Verkehrsverbund, aber sie fuhr ICE, denn es ging zum Flieger. Ich sollte in Köln beim Umsteigen helfen. Kein Problem. Rein in den Bahnhof und gesehen, dass der Zug vier Minuten Verspätung hat. Ran an den Automaten.
Ein Online-Ticket wollte mir die Bahn am Abend zuvor nicht verkaufen. 7,85 Euro seien einfach zu wenig – dabei kann ich solche Beträge locker an jeder Supermarktkasse bezahlen. So schön ein Online-Ticket auch ist, man verlernt, wie der Automat funktioniert. Die Oberfläche ist ganz nett geworden, aber wenn ich nach den Button „Für Bahncard-Kunden“, meine Bahncard einschiebe und der Automat die nicht akzeptiert, dann ist das ziemlich frustrierend. Wenn ich eine normale Fahrkarte kaufen möchte, kann ich dann immer noch angeben, das ich eine Bahncard habe? Muss ich das jetzt wirklich alles durchprobieren? Also ging es an den Schalter.
Dort wird man beraten. Mitunter sogar lange. Der Typ vor mir wollte einfach nur eine Fahrkarte, aber die Dame auf der anderen Seite des Schalters informierte ihn über den Schwellenwert, ab dem sich eine Bahncard 50 lohnt, bei der man so und so viel Euro zahlt, bei jeder Fahrt aber so und so viele Euro spart, weshalb man bei so und so vielen Fahrten im Monat günstiger fahren würde, wobei man dies noch mit den Aktionsangeboten kombinieren könnten, bei denen man sich aber so und so lange vorher. Dann war ich dran.
„Einmal Köln. ICE. Bahncard 25.“ Sie fragte mich, ob ich nur eine Fahrkarte bräuchte und ob ich erste oder zweite Klasse fahren wolle. Auch dieser Dialog gestaltete sich länger. Den Preis kannte ich schon: 7,85 Euro. Ein Blick von ihr auf den Monitor: „Der Zug hat vier Minuten Verspätung.“ Was sie mir nicht sagte: Der Zug ist für Reisende im Nahverkehr freigegeben. Das sah ich erst, als ich auf dem Bahnsteig stand. Auf der Anzeige. Im Zug habe ich dann mein Jobticket vorgezeigt.