Dass die Leser unsere Artikel kommentieren können, war eine Selbstverständlichkeit, als wir Pocketbrain planten. Die Frage war nur wie. Entschieden hatten wir uns bereits für Typo3 als Content Management System. Außerdem hatten wir so viele Ideen in unseren Köpfen, dass wir gar nicht alle umsetzen konnten. Die jetzige Kommentar-Funktion ist somit ein Kompromiss.

Wichtig war uns, dass die Leser ihre Kommentare direkt unter dem Artikel abgeben und auch wiederfinden können. Trackbacks waren uns damals ebenfalls wichtig. Aus heutiger Sicht ist das wohl nicht mehr so wichtig. Es wird einfach nicht genutzt. Erst später sollte (und soll immer noch) eine Community in Form eines Forums aufgebaut werden.

Wie da so ist, am Anfang blieben die Kommentare aus. Solange es nicht unter den Lesern einen festen Stamm an regelmäßigen Kommentatoren gibt, traut sich einfach keiner. Hie und da gibt es mal eine fachliche Frage. Das war es dann aber auch schon.

Natürlich haben wir uns auch gefragt, was passiert, wenn wir in den Kommentaren angepöbelt werden. Jede Community hat bekanntlich ihre Trolle. Damals bei onlinekosten.de hatten wir sogar ein eher spezielles Forum. In einem Teilforum wurde gerne die Redaktion angepöbelt. Da musste ich dann Stellung nehmen. Ich glaube, wir haben das damals ganz gut gehändelt.

Beleidigungen muss man löschen und dies den anderen anonymen Halbstarken auch kenntlich machen. Auf Sachargumente geht man ein, aber nicht auf jedes Detail – am besten kurz und knapp. In der Regel wird das anerkannt, und man erhält Unterstützung von anderen Lesern im Forum.

Auf Pocketbrain habe ich nun in der letzten Woche mehrere Artikel über den Blackberry Storm geschrieben – zuerst nachrichtlich mit den Details zum Gerät. Zum Schluss dann einen meinungsgeladenen Artikel, der den Storm in einen Kontext einordnet. Da habe ich dann auch einen Vergleich mit dem iPhone mal so aus dem Handgelenk geschüttelt.

Die meisten Meldungen lassen die Leser links liegen. Dann gibt es welche, wo in den Kommentaren das Produkt angegriffen wird. Bei uns passiert das weniger, aber bei Golem werden eigentlich immer Apple, Microsoft und Co beschimpft. Jetzt war ich als Autor die Zielscheibe.

Der Artikel war am Abend unter Zeitdruck online gegangen, aber das soll nicht als Entschuldigung gelten. Morgens um zehn ich hätte ich bestimmt anders formuliert, aber so ist das nun einmal.

In einem Moment wird man als Vollpfosten bezeichnet, im anderen Moment gesiezt. Wenn man in einem Satz eine knackige These formuliert und diese im nächsten Satz relativiert, dann wird von vielen nur der erste Satz gelesen.

Einige Leser bilden sehr schnell eine Erwartungshaltung, ob der Autor auf der eigenen oder der gegnerischen Seite steht. Und wenn einer erst einmal angefangen hat (sowohl zu kommentieren als auch zu pöbeln), dann ist es gleich einem Dammbruch und zieht andere nach.

Das sind natürlich keine neuen Erkenntnisse – weder für mich noch für den Online-Journalismus. Dennoch bin ich immer wieder überrascht, was man da zu lesen bekommt.

Ich bin mir noch nicht sicher, was ich daraus folgern soll. Sollten Kommentare weniger Raum erhalten? Ein kleinerer Schriftgrad und Zeilenabstand? Sollen Kommentare weiter abgerückt werden? Auf eine Kommentarseite verbannt werden und nur noch den letzten Kommentar oder die Anzahl der Kommentare anzeigen?