Spiegel Online ist meine Bild-Zeitung. Und meine Bunte. Spiegel Online schreibt heute: „Deutsche Bahn will englische Durchsagen reduzieren“, und verweist auf ein Interview mit Bahn-Chef Rüdiger Grube in der Wirtschaftswoche.
Dort findet sich allerdings nur ein Satz (zumindest online): „Auch die englische Sprache in den Zügen soll reduziert und auf Strecken und Bahnhöfe konzentriert werden, wo internationale Gäste unterwegs sind“. Spon macht einen ganzen Artikel daraus.
Dieser macht sich lustig über „Thank you for travelling with Deutsche Bahn“. Falls jemand diesen Satz noch nie im Zug gehört haben sollte, dort wird er meist „senk ju vor träwelling“ ausgesprochen. Wer den Schaden macht, muss für den Spott nicht sorgen. Ich haue da gerne in die gleiche Kerbe.
Dennoch erweckt Spiegel Online den Eindruck, die Reduzierung englischsprachiger Ansagen sei die Reaktion auf „genervte Passagiere“. Das gibt der eine Satz im Wiwo-Interview aber nicht her. Von schlechtem Englisch ist dort nicht die Rede, sondern von zu vielen Informationen.
Nicht zu viel Englisch, sondern zu schlechtes
Denn das ist doch das eigentliche Problem: In deutschen Zügen wird nicht zu viel Englisch gesprochen, sondern zu schlechtes. Das ist einerseits die Aussprache. Andererseits ist das Kauderenglisch oft nicht zu verstehen, weil es viel zu schnell und undeutlich heruntergerattert wird (um die schlechte Aussprache zu kaschieren). Zudem handelt es sich meist nur um eine Kurzübersetzung, in der dann entscheidende Passagen fehlen wie zum Beispiel, dass man auf einem anderen Gleis einfährt oder den Anschlusszug verpasst.
Dieses Problem löst sich nicht, wenn das freundliche Zugbegleitpersonal diese Ansage vor Bochum weglässt, vor Köln aber alles beim alten lässt. Wer kein Deutsch spricht, versteht weiterhin nur Bahnhof. Und der Rest der Fahrgäste schämt sich fremd.
Selbstverständlich gibt es Ausnahmen, auch gar nicht wenige.