Ich war einer der ersten GMX-Kunden, doch als die Pressestelle sich nicht um meinen Testzugang kümmerte und das Inkasso drohte, war klar: Ich kündige. Doch so einfach ist das gar nicht.

Ein Blick zurück, auch im Zorn. Ich war einer der ersten 50.000 Kunden von GMX, falls sich das an der Kundennummer ablesen lässt, 1998 muss das gewesen sein. Davor hatte ich zwei E-Mail-Adressen, die mir vom Internetprovider zugewiesen worden waren. Erinnert sich noch jemand an Metronet? Der Freemailer versprach eine lebenslange E-Mail-Adresse, beides hat sich nicht bewahrheitet. Heute habe ich dieser Verbindung den Todestoß versetzt ? nach einem abstrusen Inkassoverfahren und der Löschung aller meiner E-Mails.

Schon seit Jahren nutze ich für den E-Mail-Verkehr eine eigene Domain. Ob die Post dann physisch beim Webhoster liegt, beim Mailhoster oder beim Zugangsprovider, ist dann auch egal. Zwischendurch habe ich immer wieder GMX genutzt, vor allem dann, wenn mir GMX ProMail für einige Zeit kostenlos angeboten wurde. Zwei Gründe sprachen stets für GMX: Zuverlässigkeit und IMAP. Dieser Mailstandard erlaubt es, von mehreren Geräten auf die gleichen E-Mails zuzugreifen.

Als ich 2000 ein Schwestermagazin von onlinekosten.de aufbauen sollte, hatte die Mutterfirma ihren CeBIT-Stand schräg gegenüber von teltarif.de. Dort gab es Rechner mit Internet zur freien Nutzung. Handys waren damals schon verbreitet, das mobile Internet aber noch nicht. Alle Stunde stellte ich mich bei teltarif.de an ein Terminal, loggte mich bei GMX ein und schaute nach neuen E-Mails. Auch meine dienstliche Post ließ ich dorthin weiterleiten.

Die Pressestelle bot einen Testzugang an

Seitdem weiß ich meine 6-stellige Kundennummer auswendig, die lässt sich beim Login schneller tippen als meine lange Mailadresse. Die praktische Seite hat GMX längst verloren, die Website ist überladen mit Werbung. Ich finde nichts mehr auf Anhieb, nur kostenpflichtige Angebote, und verliere Zeit. Anstatt dem Design von Google Mail zu folgen, hat man anscheinend bewusst das Gegenteil gewählt. Zur Zuverlässigkeit von GMX in den letzten Jahren kann ich nichts sagen.

Als ich mit Pocketbrain.de anfing, war es immer noch nicht selbstverständlich, E-Mails mit dem Handy abzurufen. Aber es war ein Thema. Ich holte mir bei der Pressestelle einen Pro-Account zum Testen. Das hatte sich im Gespräch ergeben, auch eine fortlaufende Nutzung wurde mir angeboten. Die Absprache war: Wenn die Rechnung kommt, sollte ich die Pressestelle informieren, die dann veranlasste, dass der Betrag auf null Euro zurückgesetzt wurde. Angeblich war das anders nicht möglich.

Anfangs hat das so auch funktioniert. Dann aber folgte der Rechnung eine Mahnung. Ich meldete mich in der Pressestelle, mir wurde versprochen, dass man sich darum kümmert. Das Verfahren lief aber weiter, sogar in ein mehrstufiges Inkassoverfahren hinein. Erst der Pressesprecher des Mutterkonzerns hat dann geholfen. Damals fiel der Entschluss, meine GMX-Adresse komplett aufzugeben. Das ist jetzt aber auch schon einige Zeit her.

Alle Onlineshops abklappern

So einfach ist das gar nicht, eine lebenslange Mailadresse loszuwerden. Bei GMX geht das recht schnell, aber eine Mailadresse, die man seit Jahren genutzt hat, ist überall bekannt. Freunde verwenden schon lange eine andere Adresse, seit Facebook hat die E-Mail auch ihre Bedeutung verloren, um in Kontakt zu bleiben. Es sind die Dienste, bei denen ich mich im Laufe der Jahre mit meiner GMX-Adresse angemeldet hatte: Webdienste, Onlineshops, sogar Google Mail. Bei einigen wusste ich das Passwort nicht mehr. Um den Zugang zu reaktivieren, könnte ich mir ein neues Passwort an die hinterlegte Mailadresse schicken lassen. Das musste ich also machen, bevor ich bei GMX kündigte. Es hat einige Zeit in Anspruch genommen.

Dabei habe ich auch seit langem wieder einen Blick ins Postfach geworfen. Die Einladung zum 20-jährigen Abitreffen hätte dort liegen müssen und neben viel Spam auch der eine oder andere Gutschein vom Onlineshop. Ich fand aber nichts. GMX hatte den Posteingang gesperrt, da ich zu lange nicht eingeloggt war. Und warum auch immer, mein alte Post war gelöscht worden. Mein Postfach bei GMX hatte sein Leben schon ausgehaucht, bevor ich heute auf den Todesknopf drücken konnte.