Das muss das Paradies für Nachrichten- und Kommunikationsjunkies sein: eine Oberfläche, die alles vereint – E-Mail, Social Media wie Twitter und Facebook sowie Website-Updates und Nachrichten per RSS. Eine Universal Inbox. Alles auf einen Blick. Ein schweizer Startup will mit Joinbox genau das bieten.

Bislang kennt man die Integration von E-Mail, Twitter und Facebook nur vom Handy. Einige Oberflächen für Android hatten begonnen, unterschiedliche Kommunikationskanäle in einer Ansicht zusammenzuführen. Joinbox ergänzt jetzt noch RSS-Feeds. Meine persönliche Lösung über Blogtrottr wirkt dagegen ein wenig ‚old school‘. Ich führe alles im E-Mail-Postfach zusammen. Joinbox setzt dagegen auf ein Layout für den großen Monitor mit drei Spalten.

Ich durfte die aktuelle Oberfläche vorab begutachten. Joinbox befindet sich noch mitten in der Entwicklung, in einigen Wochen könnte aber schon die öffentliche Betaphase starten. An vielen Stellen erkennt man allerdings noch nicht, wohin die Reise geht. Man muss also fein trennen zwischen der Idee und der Umsetzung. Entscheidend wird deshalb nicht mein jetziger Eindruck sein, sondern wie gut Joinbox letztlich die Bedürfnisse der einzelnen Nutzer erfüllt.

Noch in der Entwicklung

Der erste Eindruck: Man braucht die Breite der drei Spalten, aber auch Zeit, um sich zurechtzufinden. Das Design wirkt fluffig, der Inhalt flufft aber auch manchmal ein paar Pixel nach links oder rechts – wenn beispielsweise von zwei Spalten auf drei Spalten umgeschaltet wird. Ganz links findet sich ein Überblick über die einzelnen Konten: Facebook und Twitter, die E-Mail-Konten und die einzelnen RSS-Feeds. Von hier aus kann man alle Nachrichten einblenden, nur die Benachrichtigungen oder eine neue Nachricht verfassen.

In der Mitte werden dann die zu einem Konto gehörigen Nachrichten in Listenform dargestellt, rechts dann die Nachricht im Volltext – aber nicht durchgängig. So wird dort zwar eine E-Mail angezeigt, der Eintrag eines RSS-Feeds aber nicht immer. Je nachdem, wo man klickt, wird der Feed rechts oder in einem neuen Browsertab geöffnet. RSS-Feeds heißen bei Joinbox schlichtweg News – eine sinnvolle Umbenennung, weil nicht die Technik im Fokus steht, sondern was es auf einer Website Neues gibt.

An diesen Beispiel kann man auch sehr schön sehen, auf welchem Entwicklungsstand sich Joinbox befindet. Es lässt sich nicht die Adresse eine RSS-Feeds angeben, auch keine OPML-Datei hochladen, man gibt die URL der Website an. Bei Netzausfall mit nur einem Feed funktioniert das, bei der FAZ mit mehreren Feeds jedoch nicht. Unterscheiden lassen sich die einelnen Feeds auch nicht gut, sie erhalten alle das gleiche Icon. Die Hauptsache ist aber, dass die Feeds im Hintergrund zuverlässig im 10-Minuten-Takt abgerufen werden. Und das funktioniert! Einen zeitlichen Nachteil gegenüber dem Google Reader hat mit der Joinbox also nicht.

Eine Nachricht über mehrere Kanäle

Ähnlich sieht es auch an anderen Stellen aus. Die Integration meines E-Mail-Kontos bei Fastmail scheiterte, mit Gmail war es kein Problem. An sozialen Netzwerken lassen sich derzeit nur Facebook und Twitter integrieren, bis zum Start sollen aber wohl noch Google+, LinkedIn, YouTube und Flickr hinzukommen. Neben Kommunikation und Information soll die Joinbox also auch noch einen Schwerpunkt auf Multimedia setzen und sich international ausrichten. Ich wurde bei meinem ersten Besuch auch auf Englisch begrüßt.

Aber zurück zur Idee. Man wird eine Nachricht über mehrere Kanäle verschicken können: Vati erhält eine E-Mail, der Bruder eine persönliche Nachricht über Twitter und dessen Sohn eine über Facebook. Joinbox bricht hier Grenzen auf, die bislang als technisch gegeben akzeptiert wurden. So soll der Postausgang gestaltet werden, beim Posteingang ist diese Flexibilität noch nicht zu sehen. In der linken Spalte kann man zwischen „Alle Nachrichten“ und „Benachrichtigungen“ wählen, wobei die letzte Option die Notifications aus den sozialen Netzwerken beinhaltet. Mehr wird derzeit nicht differenziert.

Abwarten

Gerade, wenn man viel Post und viele Nachrichten erhält, muss dieser Input sortiert werden können. Der Nutzer soll dafür den einzelnen Quellen Tags zuordnen können, sodass man immer die Nachrichten auf einen Blick hat, die einen sofort erreichen sollen, oder nur die, die man auf der Arbeit braucht oder zuhause liest. Joinbox will auch Nachrichten herausfischen, die doppelt eingehen – zum Beispiel über Facebook und Twitter. Später sollen einzelne Nachrichten auch automatisch nach Nutzerverhalten bewertet werden. Das muss aber alles erst noch umgesetzt werden.

Ein erstes Feedback gibt es auch woanders. So schreibt Gregor auf verkabelt.at: „Der WebApp Joinbox selbst gebe ich nur bedingte Zukunftschancen. Ich halte das Konzept im allgemeinen zwar für Massentauglich aber denke nicht, dass sie mit den derzeitigen Firmenpolitischen Einstellungen weit kommen werden“.