Keine drei Jahre ist es her, dass Google seinen E-Mail-und-Chat-Nachfolger-und-Zusammenfasser Wave vorgestellt hat. Seit heute kann man keine neuen Nachrichten mehr schreiben (read only), Ende April werden die Server ganz abgestellt (mehr im GoogleWatchBlog). Das ist auch gar nicht diese Nachricht wert. Damals entlockte mir eine gemeinsame Oberfläche für Chat und E-Mail mit kollaborativem Arbeiten in Real-time noch ein „wow“. Heute kräht kein Hahn mehr danach. Wer dachte da schon an die heutige Verbreitung von Facebook? Vor weniger als drei Jahren! Hinz und Kunz schaut mehrmals täglich vorbei, aber nicht mehr in seine E-Mails.
So positiv das Echo zu Google Wave im Sommer 2009 auch war, genutzt haben es offenbar nur wenige, ich auch nicht. Dabei sind Oberflächen, die vielschichtige Kommunikationsströme in einer Ansicht vereinen, durchaus gefragt. Heute geht es allerdings darum, E-Mail, Facebook und Twitter unter einen Hut zu bringen. Erst gestern habe ich die Joinbox eines schweizer Startups vorgestellt. Ich selbst kanalisiere dagegen alle Ströme in meinem E-Mail-Posteingang, wobei ich einige Dienste so gut wie gar nicht nutze: Chat, Twitter und Facebook sind bei mir bloß Rinnsale. Dafür lese ich viele RSS-Feeds. Das ist wohl nicht Norm. Ich frage mich aber, was in drei Jahren die hohen Wellen schlagen wird.
Die Fristen bis zur Abschaltung der Google-Wave-Server sollten übrigens viel kürzer sein. Die Nutzer hatten so länger die Gelegenheit, ihre Daten zu sichern. Mit Google Wave wurde damals ein neues Format geschaffen. Da Google aber alles offengelegt hat, kann man sich selbst einen Wave-Server einrichten, dort die Daten aufspielen und weiterhin mit anderen Wavern kommunizieren. Diese Offenheit war von Anfang an angelegt. Bei einem Erfolg von Wave hätte also nicht alle Kommunikation über Google laufen müssen. Wie bei der E-Mail hätte das Format allen gehören können und die jeweiligen Daten nur den Beteiligten. Wenn nun in drei Jahren alle von Facebook weggehen, ich glaube, keiner wird sich dann die Mühe machen, alte Konversationen mitzunehmen. Wenn Facebook das überhaupt erlauben wird.