Ubuntu ist das neue Windows. Das fing mit Unity an. Die Oberfläche ist auf den ersten Blick gefällig, letztlich aber auch irgendwie fixiert. Es ist allerdings auch der Unterbau. Mit der Zeit wurde meine Ubuntuinstallation immer langsamer, bis mir irgendwann auffiel, dass im Hintergrund ein Prozess namens zeitgeist läuft, der ständig meine Festplatte indiziert. Auf diese Weise soll eine schnelle Suche ermöglicht werden, die ich eh kaum nutze, weil ich weiß, wo ich was abgelegt habe. Und als ich das Teil deinstalliert hatte, war es nach dem nächsten Update wieder da. Das sah verdammt nach Windows aus vor sechs Jahren, als ich auf Linux umgestiegen war.

Zuletzt hatte ich Lubuntu auf meinem Laptop laufen. Die Not macht nicht wirklich erfinderisch, sondern ließ mich zu einer alten CD greifen, die hier noch herumlag. Ich loggte mich aber nicht unter der Standard-Oberfläche LXDE ein, sondern direkt unter Openbox, und war zufrieden. Erst einmal. Denn als Ubuntu 12.04 erschien, machte auch ich ein Upgrade per dist-upgrade. Auf einmal tauchten nautilus und zeitgeist auf, die ich als Bestandteil nur von Unity-Ubuntu vermutet hatte, jedenfalls nicht von Lubuntu. Mit anderen Worten: derselbe Scheiß wie vorher. Lubuntu sollte eigentlich lightweight sein, vom ganzen Aufbau her, und jetzt sieht es so aus, dass nur ein paar Anwendungen ausgetauscht wurden.

Das war nicht mein Ziel. Ich wollte einen schnellen Unterbau haben, um dann bei Bedarf auch Firefox, Libre Office und GIMP flüssig laufen haben zu können. Am letzten Wochenende versuchte ich dann Archbang auf einer separaten Partition zu installieren, was aber scheiterte. Der Bootloader Grub ließ sich nicht installieren. Also entschied ich mich für ein wenig Risiko und partitionierte und formatierte die ganze Festplatte neu. Dann ging es.

Einfacher zu installieren

Archbang ist schnell und schön, aber ich kam mit Pacman nicht zurecht. Das ist die Anwendung, über die sich neue Pakete installieren lassen. Vor allem ging es um die Arch User Repository (AUR). Es wird letztlich nur ein kleiner Schalter gewesen sein, den ich hätte umlegen müssen, ich habe ihn aber nicht gefunden. Mit jeder Stunde wuchs dann der Druck, wieder ein stabiles System zu haben. Also installierte ich kurzerhand Crunchbang (später als Bunsen Labs forgeführt), und dabei bin ich bis jetzt geblieben.

Ich hatte erwartet, dass ich die gleiche Openbox-Oberfläche erhalten werde, in beiden Fällen mit einem schnellen Unterbau. Und doch ist beides anders. Das fing schon mit der Installation an. Archbang macht alles kurz und knapp und auf Englisch. Wenn alles klappt, ist man schnell durch, muss aber hinterher noch einiges konfigurieren. Das wäre auch nicht das Problem gewesen, nach einigen Jahren Ubuntu bin ich nun an dem Punkt, wo ich mehr über das Terminal machen kann und weiter lernen möchte, wie Linux-Systeme unter der Oberfläche funktionieren.

Die Installation von Crunchbang (auch #! geschrieben) erinnerte dagegen an die Installation von Ubuntu über das Terminal, wie man das vor vier, fünf Jahren vielleicht noch gemacht hat. Es werden viele Dinge abgefragt, in verständlicher Sprache. Gleich zu Beginn kann man den Prozess auf Deutsch umstellen, was vor allem hilft, die richtigen Tasten auf der Tastatur zu finden.

apt statt pacman

Daher ist Crunchbang nach dem ersten Einschalten kompletter. Auch hier ist das System schnell und schön. Openbox bietet zahlreiche Funktionen, von denen ich erwartet hatte, dass ich dafür das Terminal nutzen müsste, mir ist es sogar zu überladen. Erfreulich dagegen: Anders als bei Archbang sind hier auch schon Symbole im Tray für Akkustand und Lautstärkeregelung vorinstalliert. Die Dropbox kann bequem über das Menü installiert werden.

Der große Vorteil von Crunchbang gegenüber Archbang ist für mich, dass ich mich mit apt auskenne. Ich installiere Programme auf dieselbe Weise wie unter Ubuntu. Da ich dort schon einige Anleitungen für die Anpassung an meine persönlichen Bedürfnisse angelegt hatte, war das System innerhalb weniger Stunden weitgehend konfiguriert. Mein System sieht nun aus wie früher, ist aber wesentlich schneller.

Nicht immer aktuell

Ein paar Probleme gab es dennoch, und alle sind auch noch nicht verschwunden. So wird Debian (Crunchbang ist lediglich Debian plus Obenbox, was beides in einem Rutsch installiert wird) immer für seine Stabilität gelobt. In anderen Worten heißt das, ein Teil der Programme ist veraltet. Firefox heißt Iceweasel, Thunderbird heißt Icedove, beide kommen in älteren Versionen als direkt von Mozilla. Wenn ich ein Programm über Kupfer starten möchte (oder einen anderen Launcher), muss ich mehr tippen, da die ersten drei Buchstaben gleich sind.

Als das System vor einer Woche stand, habe ich mir vorgenommen, es ein Jahr lang unangetastet zu lassen, sprich: nicht neu zu installieren. Ich muss mal schauen, wie ich es mache, dass ich aktuellere Versionen der Programme auf meinen Laptop bekomme (es gibt da mehrere Möglichkeiten). Oder doch Archbang? Eine Rückkehr zu Ubuntu ist für mich aber definitiv ausgeschlossen.