Unter Produktivitätsfetichisten ist die Pomodoro-Methode sehr beliebt. Man arbeitet 20 Minuten lang konzentriert, dann erholt man sich 10 Minuten. Das ist also keine Methode, die sich an Aufgaben, Tasks oder To-dos orientiert, sondern den Fokus für eine bestimmte Zeit auf eine Aufgabe setzt. Gemessen wird die Zeit mit einer Eieruhr, scusi, mit einem Kurzzeitmesser, selbstverständlich in Form einer Tomate.
Spezielle Anwendungen gibt es für Android und iPhone, für Mac und Windows, das habe ich aber alles nicht hier. Für Linux gibt es nur so hässliche Dinger, eines ist in Java gemacht und nistet sich äußerst unhübsch im Panel ein. Alternativ habe ich eine Zeitlang das alarm-clock-applet genutzt, sie zählt im Gnome-Panel sogar die Zeit herunter, doch jetzt bin ich von Ubuntu/Gnome auf Debian mit Openbox und tint2 umgestiegen, da geht das nicht mehr. Ein Ziel war auch, etwas tiefer in die Linuxmaterie einzutauchen, etwas vertrauter mit dem Terminal zu werden. Eine solche Lösung habe ich hier anzubieten.
Der erste Schritt, eine Eieruhr im Terminal nachzubauen, ist die Zeit festzulegen. Dazu nutze ich sleep.
sleep 20m
Man kann auch 20s für 20 Sekunden, 20h für 20 Stunden oder 20d für 20 Tage setzen. Oder 2m 30s für zweieinhalb Minuten. Bitte mit Leerzeichen dazwischen.
Dann muss man bestimmen, was passiert, wenn die Zeit abgelaufen ist. Um sich akustisch benachrichtigen zu lassen, nutze ich beep.
sleep 20m && beep -l 1000 &
-l 1000 legt fest, dass der Ton 1.000 Millisekunden lang ist. Bei meiner Recherche bin ich immer wieder darauf gestoßen, dass man auch die Lautstärke des Beeps über einen Parameter festlegen kann, gefolgt von heftigem Widerspruch einiger Nutzer. Es scheint tatsächlich nicht zu gehen. Wenn ich meine Lautstärke heruntergeregelt habe, überhöre ich den Beep, weil er zu leise ist. Der Alsamixer lässt mich aber leider nicht den Beep separat hochregeln. Also brauche ich noch ein visuelles Signal.
sleep 20m && beep -l 1000 && notify-send „Pause“ -t 0 &
notify-send lässt sich allerdings erst nutzen, nachdem man das Paket libnotify-bin installiert hat.
sudo apt-get install libnotify-bin
-t legt die Zeit fest, wie lange die Nachricht eingeblendet wird. Setzt man diesen Wert auf 0, bleibt die Nachricht, bis man sie wegklickt. Auf diese Weise verpasst man eine Nachricht auch nicht, wenn man gerade kurz vom Rechner weg ist.
Die Zeit wird bei dieser Lösung nicht heruntergezählt, wie ich das ursprünglich unter Ubuntu mit dem alarm-clock-applet hatte, aber wie so oft gilt: That’s not a bug, it’s a feature. Wieder etwas weniger, wo ich hinschaue und meine Gedanken hinwandern lasse. Denn darum geht es bei der Pomodorotechnik. Man soll sich einen kurzen Zeitintervall lang konzentrieren. Das ist wie ein Spurt für die Aufmerksamkeit. Keine Ablenkung, nur die Aufgabe, dann 10 Minuten Erholung. Ich nutze das nicht täglich, sondern nur von Fall zu Fall und mit unterschiedlichen Zeiteinheiten. Deshalb ist es auch ok für mich, dass ich das dann über das Terminal mache.
Einige werden, was ich hier aufgeschrieben habe, banal finden und sogar bessere Lösungen haben. Immer her damit. Aber ich habe vor einiger Zeit nach Lösungen geduckduckgot und sogar gegoogelt. Ich bin nicht fündig geworden. Demnächst ist das anders.
(Mit Dank an Daten|teiler und netz10.de.)