Es gibt Leute, die vermelden auf Twitter, wenn sie am Flughafen angekommen sind. Zu denen gehöre ich nicht. Gut, einige schreiben dann später, dass sich einer ihrer Follower gemeldet habe. Zusammen überbrückte man dann die Wartezeit bei einem Kaffee und lernte sich persönlich kennen. Für mich wäre das Stress. Wenn ich von A nach B will, habe ich ein Ziel. Und einen Plan. Was davon abweicht, lenkt mich nicht nur ab, es raubt mir vor allem Energie.

Früher dachte ich immer, dass der Unterschied zwischen zwischen Extrovertierten und Introvertierten der zwischen laut und leise sei. Mit etwas Schullatein und der Lektüre pschologischer Beiträge in ausgelegten Zeitschriften bekam dann auch ich mit, dass der eine seine Aufmerksamkeit mehr nach außen, der andere mehr nach innen richtet. Das trifft es aber noch nicht ganz. Es geht um Energie.

Was macht man lieber, um nach einem langen und anstrengenden Arbeitstag wieder aufzutanken? Den Einen zieht es im Kreis der Kollegen in die nächste Bar, den Anderen allein nach Hause aufs Sofa. Beide können tagsüber sehr eloquent und beruflich erfolgreich sein, aber es kostet unterschiedlich viel Energie und bedarf einer anderen Weise, um wieder aufzuladen.

Unterwegs bitte keinen Stress

Ich habe keinen Nutzen davon, dass man weiß, wo ich gerade bin, denn die Frage nach einem spontanen Treffen würde entweder von mir abschlägig beantwortet oder meinen ganzen Plan durcheinander bringen. In beiden Fällen wäre es Stress. Ich würde deshalb auch nie und nimmer Check-ins nutzen. Foursquare, Facebook, Twitter, ich werde euch nicht kundtun, wo ich gerade bin.

Die PR und die angeschlossene Presse zeichnet ein schönes Bild. Man kann entweder auf einer Karte sehen, wo die Freund sind, vielleicht ist ja gerade einer in der Nähe, oder das Smartphone piepst, wenn die Entfernung zu einem Freund einen bestimmten Wert unterscheidet. In beiden Fällen kann man dann schauen, ob der Freund gerade beim Zahnarzt sitzt oder im gemeinsamen Lieblingscafé.

Eigentlich bin ich gar nicht hier

Ich bin nicht viel unterwegs, sondern überwiegend an einem Ort. Eigentlich bin ich auch gar nicht hier, sondern online. Es ist egal, wo ich arbeite. Per E-Mail und Handy bin ich für jeden erreichbar. Das ist auch das, was von meiner Signatur übrig geblieben ist. Keine Postanschrift, nicht einmal ein Ort. Ich glaube, mehr kommt auf meine nächste Visitenkarte auch nicht mehr drauf. Wer clever ist, gelangt dann über die Domain meiner Mailadresse auf eine selbstgebaute About-me-Seite.

Dort findet man dann Links zu meinen Konten bei Delicious oder bei Twitter, wo ich alle meine Daten aggregiere: Neben den Links sind das momentan nur meine Netzausfälle. Andere Leute lassen noch einfließen, welche Bilder sie online gestellt haben, welche Bücher sie lesen und welche Musik sie hören – oder wo sie sich gerade aufhalten.